China.
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im -Abdrucke weiß auf schwarzem Grunde erscheinenmußte, doch sehr bald habe er dieselbe in Holz er-haben ausgeschnitten. Wie das Verfahren damalswar, so ist es noch heute, ungeachtet den Chinesenin ihrem Handel mit den Europaern unsere Typo-graphie nicht verborgen bleiben konnte. Wenn einSchriftsteller ein Buch gedruckt haben will, laßt erden Tert von einem geschickten Schreiber auf dünnesdurchsichtiges Pflanzenpapier schreiben; dieser be-seitigt das beschriebene Papier auf eine polirteHolztafel (Mupau), seltener auf eine WachSplatte(Lapan), ritzt mit einer Radirnadel alle Schrift-zeichen auf das Holz (nach einer anderen Methodewird der zum Schnitt vorgerichtete Block mit einemKleister von Neiö bedeckt, daö beschriebene Blattumgekehrt darauf gelegt und mit einer Bürste solange gerieben, biö eS überall fest anklebt. Istdies geschehen und das Ganze an der Sonne oderdem Feuer getrocknet, so wird das Papier mit denFingern vom Holze abgerieben, worauf die Schriftdeutlich zum Vorschein kommt), laßt sie alödannerhaben hervortreten, indem er mit einem seinenMesser alles um dieselben herumstehende Holz, mitAusnahme der Perpendicularlinien, welche die Zei-len von einander sondern, herausschneidet; dannwird die Tasel in eine horizontale Lage gebracht,der ausgesparte Tert mittelst einer durch harte Bür-sten aufgetragenen Tusche in der Art geschwärzt,daß vier bis fünf Abdrücke davon genommen wer-den können, ein zartes und weiches, aber festesPapier darauf gelegt und dieses mit einer weichenBürste von länglich viereckiger Form bei dem erstenAbdrucke nur sanft, bei den spateren Abzügenaber stets etwas starker Übersahren, bis die ganzeSchwärze aufgezehrt ist. Auf diese Weise ist eineinziger Mann im Stande, taglich ein paar tausendDrucke zu liesern. Bei größeren Werken theilt derSchönschreiber die Holztafel, je nach der Größe, dieer dem Buche geben will, in Quadrate ein, derenjedes einen Schriftcharakter enthalten soll. DerGraveur schneidet dieselbe alsdann nach den Linienaus, so daß diese allein stehen bleiben und ziehetdavon nachher ebenso viele Blatter in rother Tinteab, als dem Kalligraphen zu dem ganzen Werkenöthig sind. In diese Vierecke schreibt Letzterer
hierauf den Tert mit Puuktation und Allem genauso, wie er im Drucke erscheinen soll. Die Arbeitdes Holzschneiders beschrankt sieb demnach blos aufeiu mechanisches Aussparen deS Geschriebenen, unddas Verdienst der Schönheit und Correcthcit einerAusgabe gebührt mehr dem Schreiber, als Gravcnrund Drucker. Wenn die ganze Auslage abgezogenist, werden die Holziaseln zusammen gebunden undder Ort der Verwahrung in der Vorrede bemerkt,damit dieselben bei einer zweiten Ausgabe wiederbenutzt werden können. DaS Papier ist dünne undungcleimt, damit die Wasserfarbe darauf hafte unddurchschlage, dies ist aber auch die Ursache, daß derBogen nnr auf einer Seite gedruckt werden kann.Da jeder Zeit zwei Blattseiten auf einer Holztafelausgeschnitten sind, so wird nach dem Drucke dasBlatt in der Mitte so gefaltet, daß die beiden weißenSeiten nach Innen zu liegen kommen. Der Titel,die Seitenzahl, die Angabe des Inhalts u. s. w.,kurz was bei europaischen Büchern am oberen Randestehet, ist bei chinesischen zwischen beiden Seiten derLange nach herunter gedruckt und wird beim Faltenin der Mitte gebrochen, so daß man auf jeder Seitedie Halste der Schriftlichen erblicken kann, washinreicht, um sich das Aufsuchen zu erleichtern.Die Blatter, welche einen Band bilden, werdenzuerst gepreßt, hierauf mit einem buntfarbigen, oftauch seidenen oder brokatenen Umschlag mit golde-nen oder silbernen eingewirkten Blumen versehen,der Rücken beschnitten, an drei bis vier Punktendurchbohrt und mittelst eines seidenen Fadens ge-hestet. Eines der schönsten Werke chinesischen Ori-ginaldrucks ist das Geschichtsbuch „Li-tai-ti-sse",ebensowol ein Meisterstück der Gelehrsamkeit alsder xylographischen Kunst.
Die Druckerschwärze der Chinesen wird ausLampenruß, Branntwein, Wasser und Leim be-reitet. Diese Methode des chinesischen Bücher-druckes gewährt, wenn man die Eigenthümlichkeitder Wort- und nicht Buchstabenschrift dieses Volkesin das Ange faßt, schon der Wohlseilheit wegen soviele Vortheile vor der Typographie, daß jenesstarre Festhalren an den Holztafeln bei den Chinesenweniger der Furcht vor jeder Neuerung und demAbscheu vor allem Fremden, als der Ueberzeugung