Druckschrift 
Geschichte der Buchdruckerkunst in ihrer Entstehung und Ausbildung : Ein Denkmal zur vierten Säcular-Feier der Erfindung der Typographie ; Mit einer reichen Sammlung in Holz und Metall geschnittener Facsimiles der seltensten Holztafeldrucke, Nachbildungen von Typen alter berühmter Officinen und Proben von Kunstdrucken nach den neuesten Erfindungen unserer Zeit / von Dr. Karl Falkenstein, Königl. Sächs. Hofrathe und Oberbibliothekar, ...
Entstehung
Seite
316
Einzelbild herunterladen
 
  

316

China.

zugeschrieben werden muß, daß die europäische be-wegliche Type für die chinesische Sprache eine kaumzu überwindende Schwierigkeit darbietet. Zwar solldie SiaatSzcituug des himmlischen Reiches, die auSungefähr 50 bis 60 Seiten bestehet, zu Peking mit beweglichen Lettern (Hnopan) gedruckt werden.Bereits seit mehr als einem Jahrhunderte hat diekönigliche Druckerei in Paris wiederholt Versuchegemacht, sich brauchbare chinesische Lettern zu '.'er-schaffen; zuerst auf Zonrmont's, dann auf DeS-hauteraiS', spater auf De GuigneS, Ne'musat'Sund Klaproth'S Betrieb. Allein die geschicktestenStempel- und Schriftschneider vermochten selbstunter der Aufsicht dieser Gelehrten den eigenthüm-lichen Charakteren bei aller Eleganz kein gefälliges,den Anforderungen der Chinesen an Kalligraphieentsprechendes Ansehen zu geben. Aehnlichc Ver-suche haben Morrison in England und Montucciin Dresden gemacht. Die reiche Sainmlnng vonSchriftsteinpeln, welche der Letztere mit grossemKostenaufwand,.' wahrend eines beinahe fünfzigjäh-rigen Studiums unter seine» Augen anfertigen ließ,ist noch vor dessen zu Siena in seiner Vaterstadterfolgtem Tode von dem römischen Stuhle für diegroße Druckerei der Propaganda angekauft worden.In neuester Zeit (1833) hat die Dircction der Im-jii'imvvle in Paris zwei vollständige Suiten

chinesischer Lettern, im Ganzen 85,000 Charaktere,auf der Grenze von Tübct nach sehr schönen Vor-bildern von chinesischen Künstlern in Holz schneidenlassen. Da diese viel kleiner als alle in Europa gebrauchten sind, so ist ei» selbst dem kritische»Eigensinne deö StammlandcS genügender Erfolgder damit zn bewerkstelligenden Drnckgegenstandenicht in Zweifel zu ziehen.

Wenn bei einer so reichen Literatur, wie diechinesische, von der man weiß, daß die bloße Aus-wahl derselben, eine Art vo» Encyklopädie, welcheman im vorigen Jahrhunderte begann, schon 6000Bande füllt, die inländischen Drucke auch »ichteinmal andeutungsweise genannt werden können,so mögen mir die typographische» Bemühungen derEuropäer innerhalb der Grenze» dieses Reiches hiereine Erwähnung finden. Katholische MissionareauS der Gesellschaft Jesu hatten schon zu AuSgang

deS sechzehnten und mit Anfang des siebenzehntenJahrhunderts in der Hauptstadt Peking verborgenePressen. EineS der ältesten daselbst gedruckten BücheristTien - hio - rey " oder Loelestiü doctrinas vor»r-rtio" vom Jahre 1603 in zwei Bänden. Von nunan sind mehrere Peking -Drucke bekannt, die aberselbst mit römischen Lettern meist durch Holztafelngedruckt sind, weil sie häufig die chinesische Neber-setzung zur Seite oder im Anhange haben. Hiererscheint gegenwärtig sogar eine Zeitung unter demNamenDer Bote der Hauptstadt" (King Pao).Sie gleicht aber weder in der Gestalt noch in ihremInhalte den europäischen politischen Journalen.

Selbst aus dem kleine» Küstcneilande Song-Kia»g in der Provinz Kiang-Nan scheinen jeneVäter eine Presse gehabt z» haben, denn es findensich Bücher mit jenein Druckorte, wie zum Beispiel:I^elütio se^ultui'iie mn^nu Oi-ieMi« !>i>r>«tolo 8. I^i-an-clsco Xuvlvri» eiLutu«; in in5iM Kmiciano: annoculai-i 1700. 8." in der Vodlejanischen Bibliothekzn Orford.

Einer der frühesten Druckorte China's scheint dieHauptstadt der Provinz Kiang- Nang Nankin odernach der Landessprache Kia»g-Ning zu sein; dennder Jesnit Nicolas Triganlt, welcher nm 1620 i»China lebte, gab hier ein chinesisches Wörterbuch indrei Bänden heraus, das jetzt zu den größten Selten-heiten gehört.

Doch noch frühere Beispiele von typographischerThätigkeit finden wir in Macao oder Amacao,einer sehr besuchten Hafenstadt aus einer Insel beiCanton, welcbe früher in den Händen der Portu-giese» und nebst Goa der vorzüglichste Punkt ihrergeistlichen Niederlassungen war. Peignot bezeichnetdas Jahr 1593 als den Zeitpunkt der Einführungder Bnchdrnckerknnst, allein Scheuchzer »cimr inder Einleitung zu Kämpfer's Geschichte von Japan (London 1737. in Folio) einen interessanten Ge-sandtschastSbericht eines Botschafters deö Kaisersvon Japan an den römischen Hos in japanischerund lateinischer Sprache »tit der Schlußschrift:!»Alitcaeii!;! ^loitu 8in!ei rexni, in <l»mo socistatislosn iium tucultate o><lii>i>rii et snnerioriim, »nnc>1590." in Quart. Dieses Werk befand sich in Mars-dcn's berühmter orientalischer Büchersammluug.