StcmpelfchneideKunst und Schriftgießerei.
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Dies sind die Grundzüge der Fortschritte desfünfzehnten Jahrhunderts, mit Anfang des sechs-zehnten beginnt durch Pio Aldo Manutio, der inVenedig die Cursiv oder Italica erfand unddurch Franz von Bologna gießen ließ, eine neueAera der Stempelschneidekunst und Schriftgießerei.Er ist zugleich der Schöpfer der neuern Unterschei-dungszeichen. Was die Aldi und Giunti's sürItalien, Amerbach und Froren für die Schweiz ,Egenolph und Sabon in Frankfurt ci. M., Petrejus,Peypus und Fuhrmann in Nürnberg für Deutsch-land, waren die Etienne und Morelli sür Frank-reich , die Plantin, Elzcvire und Blaeu sür dieNiederlande , Moron, Graston, Walton und IameSfür Großbritanien. Joseph Moron (165S-1683)war der Erste, welcher hier die Kunst nach gewissenRegeln ausübte nnd mathematisch berechnete. DerVater der neuen britischen Stempelschneidc- undSchriftgicßkunft ist William Caslon , dessen herr-liches Talent sich aus Sohn und Enkel vererbte. Erwirkte von 1735-1766 und brach in England dieBahn, auf welcher BaSkcrville so Großes leisteteund Figgins, Barton, Harvey, Fry, Jackson, Liver-moore, Tomkins, Martin, Tyorne, Ashby undThorowgood großen Beifall ernteten. Wilson'sKIssxovv Letter I^oun(Isr> liefert Typen mit kleinenhervorragenden länglich runden Knöpfchen, welchegenau in die gegenüberstehende Kerbe passen, und auchmit halbcirkelförmigen Oesen, um, wenn die Seitegesetzt ist, einen Messingdrath hindurch zu ziehen,
daß kein Buchstabe von dem Ballen oder dem Färbc-cylinder ausgerissen werden kann. Zu den erstenSchristgicßern Londons in unsern Tagen gehörenPouche'e und Wood und Sharwoods, deren S^eci-
men liook ok t) pes east i» tlle ^u»t.in letter souiilli ^1839 in kl. Folio erschienen ist, und in Schottland !Miller, Matthewson, Bower und Barcon.
Für die Grundsormcn der deutschen Fracturhat Albrecht Dürer im dritten Buche seiner „Unter-weisung der Messung mit dein Cirkel" mit Hülse derQuadranten die Regeln aufgestellt und HieronymusHöltzel die Buchstaben nach denselben geschnitten.Der Prototyp dazu findet sich in seiner „Apoka-lypse", wovon S. 165 ein Facsimile mitgetheiltworden. Nach gleichen Grundsätzen hat VincenzRockner, Kaiser Marimilians 1. Hofsccretair, dieallbewunderten Buchstaben zum „Theuerdank" vor-geschrieben, welche (nach Breitkopf und Ebert)Hieronymus Rösch alsdann in Stahl nachgeschnit-ten und gegossen hat. Die völlige Ausbildung derFractur und Einführung der Canzlcischrift verdanktman Johann Ncudörfer dem Aeltern, jenem berühm-ten „Modisten" (Schönschreiber) zu Nürnberg .Da die letztere Gattung, welche nichts anderes alseine schiefliegende ursprünglich zum Schncllschreibeneingerichtete Fractur ist, in gedruckten Büchern seltenvorkommt, so dürste gegenwärtiges Facsimile ausdem Werke: „Der Statt Venedig Ursprung, ge-druckt von Hans Kilian zu Neuburg an der Thunaw "1557 in Folio nicht unwillkommen sein.
Die-Dater yvch Stslnmcheec Sswlmrecht awsiZchl^oeg^iZ'^^st herKMstMy-Leer wach/ Dsmyanch SygeM<Mefiey dwvM weieck'anfaAey.
Unter Frankreichs Stempelschneidern und Schrist-gicßern des sechzehnten Jahrhunderts hat sich außerPierre Hautin und Guillaume Le Be vor allenClaude Garamond durch Veredlung der Anti-gua , die er von allen gothischen Uebcrresten rei-nigte, den meisten Ruhm erworben. Er versahnicht nur sein Vaterland, sondern Belgien, Holland ,
Großbritanien und Deutschland mit seinen Typen,und noch jetzt glänzt sein Name in den Annalen derSchriftgießerei. Ihm dankt die Kunst die drei grie-chischen Schristgattungcn, womit Robert Stcphanusseine schönen Ausgaben der Klassiker druckte. Nichtgeringeres Aussehen, obwol nicht von so langerDauer, machte Robert Granjon mit seiner
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