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Geschichte der Buchdruckerkunst in ihrer Entstehung und Ausbildung : Ein Denkmal zur vierten Säcular-Feier der Erfindung der Typographie ; Mit einer reichen Sammlung in Holz und Metall geschnittener Facsimiles der seltensten Holztafeldrucke, Nachbildungen von Typen alter berühmter Officinen und Proben von Kunstdrucken nach den neuesten Erfindungen unserer Zeit / von Dr. Karl Falkenstein, Königl. Sächs. Hofrathe und Oberbibliothekar, ...
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Stempelschncidrluinst und Schriftgießerei.

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Joh. Caspar Müller war der Erste in Leipzig ,welcher sich auf das Stempelschneiden legre. SeineGießerei kam durch Hcirath an den älteren Brcit-kopf. Nach Müller hat Zink durch seine beliebten,den hollandischen Vorbildern nachgeschnittenen, la-teinischen Schriften sowol in Leipzig als Wittenberg ,wo einst Hans Nichter wirkte, Aufsehen erregt,wurde aber dennoch von Breitkopf, in dessen OssieinArtopäuS, Schmidt, Knaurdorsund Bankow , nam-hafte Künstler, arbeiteten, und der nicht nur euro-päische Lettern, sondern auch chinesische Schriften,sowie musikalische und Landkarten-Typen gosi, sehrbald überstügclt. Noch jetzt erhalt die bcrübmteSchriftgießerei unter Leitung der Brüder Härtel(Firma- Breitkopf und Hartel) ihren alten Ruf.Nach I. G. I. Breitkopf erwarb sich in diesemZweige der Typographie K. Chr. T. Tauchnitz die«leisten Verdienste, dessen Sohn, Karl Tauclnntz,dem Vater rühmlich nacheifert. Einen schönen Be-weis seiner Kunstfertigkeit hat Letzterer durch dieneue arabische Schrift geliefert, von der schon weiteroben Seite 186 die Rede war und hier eine kleineProbe ihre Stelle finden mag.

Die ans Seite 186 enthaltene Mittheilung überdie arabische Schrift, welche ans Betrieb des ame-rikanischen Missionars Dr. Eli Smith von Beirut in der Ofsicin von Karl Tanchnitz in Leipzig ge-gossen wurde, isr dahin zu berichtigen, daß dieOriginal-Zeichnungen zu diesen Typen nicht ansKonstantinopel herrühren, und die Schrift in Leipzig auch nicht geschnitten, sondern blos justirt undgegossen worden ist. Es verhalt sich überhauptmit dieser Sache folgendermaßen. Die dem ^meri-

LoiU'd ol (lommisslvners l»r b'oreign Nissions inBoston (der größten protestantischen Missionsgcsell-schast in den vereinigten Staaten) angehörenden Mis-sionare in der Levante machten die Bemcrkuug, daßdie arabischen Schriften, welche in ihrer Druckereiin Smyrna verwendet wurden, und die sie aus

England bezogen hatten, dem Geschmack der Orien-talen nicht zusagten. Sie beschlossen daher, einearabische Schrift herstellen zu lassen, welche diedortigen Ansordernngen mehr befriedigte, indemsie daS eigenthümliche Gepräge der arabischen Hand-schrift so treu als möglich wiedergäbe. Nachdemdie erforderlichen Zeichnungen von den besten Kal-ligraphen der Levante, namentlich in Smyrna undBeirut , angefertigt waren, wurden danach von demVorsteher der Missions-Buchdruckerei in Smyrna,dem amerikanischen Buchdrucker Homan Hallock,unter Aufsicht des vr. Eli Smith mit eben so vielFleiß als Geschicklichteit die Stempel geschnitten.Bei weitem der größte Theil derselben war fertigund auch bereits abgeschlagen, als die Arbeit wegenver beschrankten Hülfsmittel inS Stocken gerieth.Man beschloß daher, das Unternehmen anderswoversuchsweise fortführen zu lassen, uud zu diesemZweck begab sich Dr. Eli Smith nach Leipzig , wonach seiner Anweisung in der Ossiein von KarlTauchnitz der kleine Nest der Stempel vollends ge-schnitten, die Justirung der Matern anSgesührtund die Schrift gegossen wurde. In Bezug aufden Guß ist noch z» bemerken, daß die verschiedenenCharaktere aus verschiedene, sich gegenseitig ergän-zende Kegel gegossen werden mußten. Nach demWillen der genannten Gesellschaft sind mit den ge-gossenen Typen auch die Stempel, Matrizen undI Instrumente nach Smyrna abgeliefert worden, sodaß sich für jetzt von dieser Schrift nichts mehr inLeipzig vorfindet.

Was in unsern Tagen Schclter und Giesecke,B. G. Teubner uud Friedrich Nies leisten, ist znbekannt, als daß es hier einer näheren Auseinander-setzung bedürfte. Letzterer, der zuerst in DcnrschlandHieroglyphen fertigte, hat in G. Scyffarth's^lplia-

beta xenuink .^?-;vptiui-ii>n " I^ips., ^. ^. Lilrtli. 1840in 4. eine schöne Probe seiner Leistungen abgelegt.

Zu Frankfurt a. M. haben um die Mitte desvorigen Jahrhunderts die Luthcr'sche uud Wüst'schcGießerei und gegenwärtig diejenige von Andrea,Baner, Brönner, Nies, Dreslcr und Nost-Fingerlingeschmackvolle Arbeiten geliefert, sowie sich Zink zuWittenberg , Unger und gegenwärtig Decker, Leh-mann und Mohr, Mannsfeld nebst Häncl in Berlin ,