Von dem Participio. §. '454. 7
der Ableitung willen hat. Diese unrichtige Vor-siellungsart hat denn auch das Deutsche KunstwortMittelwort hervor gebracht, welches weder auf daslateinische noch auf das Deutsche Participium paßt,weil eö den in der Ableitung gegründeten Neben-begriff in ein falsches licht stellet, daher ich ihm solange den lateinischen Nahmen vorziehe, bis sicheine schicklichere Deutsche Benennung wird ausfin-dig machen lassen.
§.454. Das Participium ist von dem Verbo>Verschie-abgeleitet, und nimmt von demselben den Neben- denheit undbegriff der Zeit an. Es muß daher von dem Ver- Ableitungbo finito abgeleitet werden, weil nur dieses die Zeit ^ Patti-auödruckt. Weil dieses aber im Deutschen nurzwey Zeiten aus sich selber macht, die gegenwärtigeund die vergangene, so sind auch nur zwey Partici-pia möglich, eines der gegenwärtigen Zeit, dasparsticipiuin präsentis, und eines der vergangenenZeit, das Participium präterm.
Das Participium präsenris wird vermittelstdes Ableitungslautes d von dem Infinitivs gebildet,oder richtiger, es wird vermittelst der diesem Parti-cipio eigenen Ableitungssylbe end von der Wurzeldes Verbi abgeleitet, weil der Infinitiv keine Zeitausdruckt, das Participium aber dieselbe als einenNebcnbegriff bezeichnen soll. Dieses end kommtgenau mit der Ableitungssylbe des lateinischen Par-ticipii slis und en-i überein; nicht, als wenn dieDeutschen diese Sylbe von den Lateinern erborgethätten, sondern weil beyde Völker die wesentlicheEinrichtung ihrer Sprache in den ältesten Zeitenvon einem gemeinschaftlichen Stammvolke erhaltenhaben.
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