Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1782)
Entstehung
Seite
202
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2O2 5. Th. 2. Abschn. II. Kap.

Da vor klaren Vorstellungen nothwendig dun-kele, das ist, bloße Empfindungen, vorher gehenmüssen, so finden auch XVörter, d.i. Ausdrückeklarer Vorstellungen, schlechterdings nicht ohne In-terjecrionen oder Ausdrücke bloßer EmpfindungenStatt. Die Jnterjectionen sind daher die Anfängeund Bestandtheile einer jeden Sprache, und sinddaher nicht sowohl ein Redetheil, als vielmehr dieerste Haupt-Classe der vernehmlichen Ausdrücke,welche die Empfindungen als bloße Empfindungendarstellet, dagegen die zweyte Haupt-Classe die ei-gentlichen lVörter, d. i. die vernehmlichen Aus-drücke klarer Vorstellungen in sich fasset, welche sichdenn nach der Verschiedenheit dieser klaren Vorstel-lungen in die bekannten neun Redetheile theilen.

Wenn man indessen die Ausdrücke 5Vort,Rede und Sprache in ihrem weitesten Umfangenimmt, und dadurch jeden vernehmlichen Ausdruck,ohne Rücksicht auf den Grad der Klarheit verstehet,so kann man die bisherige Gewohnheit, die Jnter-jectionen als den letzten Redetheil zu betrachten,auch ohne Nachtheil beybehalten. Die Ursacheaber, warum dieser Redetheil gerade die letzte undunterste Stelle erhalten hat, da er doch der erste undälteste ist, lieget theils in dem verworrenen Begrif-fe, welchen fast alle Sprachlehrer von demselbengehabt haben und Zum Theil noch haben, welchesaus den seltsamen Erklärungen erhellet, die sie da-von gegeben haben; theils aber auch in seiner Un-fruchtbarkeit und geringem Gebrauche bey der jetzi-gen Verfassung der Rede, welche nicht mehr Aus-druck bloßer Empfindungen, sondern vielmehr klarerVorstellungen ist, und nur noch selten Empfindun-gen als bloße Empfindungen ausdruckt.

§. 546.