i.Kap. Erklärung derselben. §.550. 2il
lein eine reichliche Hälfte ihrer gangbaren Wörterzusammen gesetzt ist, sondern sie auch die Freyheithat, taglich neue Zusammensetzungen zu machen.Es ist daher in einer Deutschen Sprachlehre unent-behrlich, nicht allein die Absicht und das Wesen die-ses Versahrens anzugeben, sondern auch die Ana-logien aufzusuchen, nach welchen die Sprache bisherin diesem Stücke zu Werke gegangen ist, und wel-che auch bey neuen Wörtern dieser Art befolget wer-den müssen; zumahl da die Unkunde dieser Analo-gien täglich eine große Menge Mißgeburten dieserArt zur Welt bringt, welche dem Kenner das Lesensolcher Schriften, welche damit angefüllet sind, un-ausstehlich machen.
Die Zusammensetzung oder Kompositionverbindet zwey Wörter im engern Verstände, d. i»zwey Ausdrücke klarer Begriffe, mit einander zu ei-nem und eben demselben Worte, und zwey auf solcheArt verbundene.Wörter heißen ein zusammen gesserzres N>orc, oder ein Compositum. Ich sagezwey, denn ob es gleich genug Zusammensetzungengibt, welche aus drey Wörtern bestehen, so sind siedoch nicht alle drey zu gleicher Zeit und auf einmahlzusammen gezogen worden, sondern zwey derselbensind schon vorher zusammen gesetzt gewesen, und kön-nen daher bey der neuen Zusammensetzung Nur alsein Wort betrachtet werden, z.B. Fastnacht-spiel,Feld ü postmeister.. Die Ursache wird §.558. er-hellen. Alle Zusammensetzungen dieser Art also,welche unmittelbar drey einzele Wörter in ein eini-ges zusammen ziehen, sind verwerflich und der Ana-logie der Deutschen Sprache zuwider, z. B. Som-merrvltterungslauf, Hausverkaufgeld u> s. f.weil man von diesen dreytheiligen Zusammensetzun-gen nicht zwey Wörter als eines betrachten kann.
O - Ich