Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1782)
Entstehung
Seite
212
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«IS i.TH. z.Abschn. Zusammensetzung.

Ich sagte, die Composition verbindet zwey N)örecer, d. i. zwey Ausdrücke klarer Begriffe zu einemund eben demselben Worte. Hierdurch unterschei-det sich diese Art der Bildung sowohl von der Flesxion oder Biegung, als auch von der Ableitung.Die erste bezeichnet ein Verhältniß durch einen unsjetzt völlig dunkeln Wurzetlaut; die letzte knüpft einenNebenbegriff an da6 Wort durch einen Wurzellaut,dessen Begriff oft gleichfalls nur dunkel gedacht wer-den kann, oft aber doch schon einen betrachtlichenGrad der Klarheit hat. Allein bey der Zusammen-setzung ist der Begriff völlig klar, weil sonst eigent-lich keine Zusammensetzung Stattfindet.

Es erhellet hieraus, daß Biegung, Ablei-tung und Zusammensetzung bloß in den Gradender Klarheit verschieden sind, daher die beyden ent-gegen gesetzten Grade, die Biegung und Zusammen-setzung niemahls streitig seyn können, wohl aber diezunächst an einander gränzenden Grade, weil derÜbergang von einer Analogie zur andern immerdurch sehr unmerkliche Stufen geschiehet. Ist dievöllige Klarheit des Begriffes beyder zur Zusam-mensetzung bestimmten Theile der Probier-Steinder Zusammensetzung, und wenn diese es nicht ist,so wüßte ich nicht, was man sonst dafür annehmenwollte: so wird man bey manchen als Ableitungs-sylben angegebenen Wurzelwörtern zweifelhaft seyn,ob man sie nicht lieber zurZusainmensetzung zu rech-nen habe, und ich gestehe gern, daß ich selbst man-che bisher für abgeleitet gehaltene jetzt lieber für zu-sammen gesetzt erklaren würde. Dergleichen sindbesonders die Vorsylben ver und zer, und die mei-sten Nachsylben, welche aus Wurzelwörtern beste-hen, (S. §. 70.) besonders inn, haft, schaft undandere mehr, deren Bedeutung noch klar genug em-pfunden