Einleitung. §.588.
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aus der Ursache, weil sie in den lateinischen Sprach-lehren hier nichts vorgearbeitet fanden. Überhauptmacht der Syntax bey ihnen allemahl die traurig-ste Figur, weil er hier am wenigsten mit dem Gan-ge der lateinischen Sprache überein kommt, undsie zu bequem waren, das Eigene in der Spracheselbst auszusuchen, oder auch von dem ganzen Gan-ge der Sprache zu dunkele und verworrene Begriffehatten, als daß sie sich an diese Aussuchung hättenwagen können. In Gottscheds größern Sprach-lehre, welche aus zwey völligen Alphabeten beste-het, macht der Syntax neun Bogen aus, welchesich leicht aus vier einschränken lassen wurden, wennman alle Ausfälle, Ausschweiffungen und Bestrei-tungen wegnehmen wollte. Welch ein VerhältnißZum Ganzen!
Nicht so unleugbar gehöret die lehre von demBaue der Perioden in eine Sprachlehre. Periodensind künstlich verbundene Sätze, sie entstehen erstbey der höhern Ausbildung der Sprache, und ge-hören in so fern mehr zum Schmucke, als zumBedürfnisse, folglich mehr in die N?ohlredenl)eitals in die Sprachlehre. Ich werde sie daherhier nur nennen, und ihnen bloß darum ein Ka-pitel einräumen, um die Verbindung der Sprach-lehre mit der Wohlredenheit zu zeigen. Jene mußsich schlechterdings bis auf den Bau der Sätze er-strecken, weil eine jede Rede aus Sätzen bestehet,und alle übrige Theile der Sprachlehre erst hier an-wendbar werden. Wo die Sprachlehre aufhöret,da fängst die Wohlredenheit an, folglich mit derlehre von den Perioden oder künstlich verbundenenSätzen, dem ersten Bestandtheile einer zierlichenRede.
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