6lZ 2.TH. Von der Orthographie.
fache Töne auflösen, durch deren Zusammensetzungalle Begriffe, deren ein Volk nur fähig ist, ausge-druckt werden können. Eben fo verhält es sich auchmit der Schrift, welche vermittelst weniger Zeichenden ganzcn Reichthum der Sprache dem Auge sicht-bar darstellen kann. Aus diesem Gesichtöpuncte be-trachtet, zeiget sich in beyden etwas sehr Wunderba-res und Vortreffliches, welches viele geblendet undzu dem Satze verleitet hat, daß sowohl Sprache alsSchrift das Werk eines höhern Wesens seyn müsse,welches kein geringeres als Gott selbst seyn könne.Allein bleibt man nicht bloß bey dem heutigen Zustan»de beyder stehen, zu welchem sie nicht anders alsdurch eine immer fortschreitende Cultur so vieler tau-send Jahre, und durch die vereinigte Kraft so vielerMillionen Menschen gelanget sind, sondern verfolgetsie so weit als möglich ist, bis zu ihrem rohen An-fange, so verliert sich das Wunderbare, und es bleibtnichts weiter übrig, als das plumpe Werk des ganzrohen unmittelbar an das Thierreich gränzendenMenschen. '
Ich habe in dem Versuche einer Geschichteder Cultur des menschlichen Geschlechtes,S. ?z f. zu zeigen gesucht, theils wie genau Spra-che und Schrift sowohl in ihrem ersten rohen Ur-sprünge, als auch in ihrer nach und nach fortschrei-tenden Ausbildung mit einander verwandt sind, theilsauch, wie aus der Bilderschrift, dem ersten ro-hen Versuche des Schreibens, die heutige Buch-frabenschrift entstanden ist, und will das nöthigedavon hicr kürzlich wiederhohlen.
Man wicderhohle sich aus dem ersten Theile,daß diej>'!iiq>'n Menschen, welche Sprache erfanden,sich bl. ß duich die Fähigkeit zu derselben und zu kla-ren Vorstellungen von dem übrigen Thierreiche un-
terschie-