Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1782)
Entstehung
Seite
630
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6zy 2. Th. Von der Orthographie.

ßen Theiles des nördlichen und östlichen Europa zumGrunde liegen.

Unter den ältesten Europäischen Völkern warendie Deutschen mit ihren Sprach -und Geschlechts-verwandten eines der vornehmsten und wichtigsten.Man hat sehr oft und lange gestritten, ob sie zu derZeit, da sie sich durch ihre Kriege mit den Römern be-rühmt machten, schreiben können, oder nicht. Allein,ohne hier zu untersuchen, ob die Stelle Taciti, wel-che den Srreit veranlasset hat, ächt ist oder nicht, istderselbe sehr leicht zu entscheiden, wenn man nur denwahren Gesichtspunct nicht verfehlet, aus welchemein solches Volk, wie die Deutschen zur Zeit der Rö-mer waren, betrachtet werden muß. Es ist ein sehrgewöhnlicher Fehler, daß man andere immer nachsich, und Vorzüge, Tugenden und jaster nach denSitten seiner Zeit beurtheilet. Da es jeht eineSchande ist, nicht lesen und schreiben zu können,weil solches den Mangel der höhern Cultur verräth:so glaubt man, daß es ungerecht sey, den alten Deut-schen , von welchen überhaupt die Begriffe immer zuhoch gespannt werden, eines solchen wesentlichenMangels zu beschuldigen. Allein die Deutschen und die mit ihnen verwandten Völker waren vor derVölkerwanderung nichts anders als Wilde, geradesolche Wilde, als die wilden Völker in Canada unddem innern Amerika noch jcht sind; d.i. Völker,welche noch nicht mit den mittlern Graden der Cul-tur bekannt sind, sondern immer noch auf einer deruntern Stufe derselben stehen. Mit was für Grun-de kann man wohl von einem solchen Volke Kennt-nisse erwarten, welche nur ein Eigenthum der höhernCultur sind, dergleichen die Fertigkeit zu schreibengewiß ist? Oder was für Ursachen kann ein solchesVolk haben, eine solche Fertigkeit zu schätzen und zu

üben,