Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1782)
Entstehung
Seite
631
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i.Kap. Allgemeine Grundsätze. §.2. 6zi

üben, da Krieg und Jagd seine einige Beschäftigungist, und alle die Verhaltniste hastet, oder wenig-stens nicht kennet, welche das Schreiben nothwendigmachen, oder nur dazu fuhren. Wie wenige vonunsern Landleuten können in denjenigen Provinzen,welche von blühenden Provinzen und Städten ent-fernt sind, schreiben, und doch haben sie in der Cul-tur sehr viele, viele Schritte vor dem unstäten undwilden Canadier und Deutschen voraus.

Die Deutschen fingen erst nach der Völkerwan-derung, welche mehr Menschen in einen engen Raumzusammen drängte, und den Grund zu den heutigenStaaten legte, an, gesittet zu werden, und so wiedieses geschahe, und eher nicht, lernten sie das Be-dürfniß zu schreiben fühlen, und sahen sich nach schick-lichen Schriftzeichen um. Indesten geschahe diesessehr langsam, eben so langsam, als die Cultur vor-wärts schritt, und selten eher , als bis ein Volk diechristliche Religion annahm, und mit derselben zu-gleich den Samen der höhern Cultur empfing.

Es geschahe dieses zuerst von den Franken,welche bey ihrer Einwanderung in Gallien ein durchRömische Cultur bereits aufgeklärtes und gesittetesVolk antrafen. Da sie hier der Zahl nach dieschwächsten waren, so mußten sie sich nach den Sit-ten und der Cultur der Überwundenen bequemen, undnunmehr fingen sie auch an, schreiben zu lernen. Eswar ganz natürlich, daß sie dasjenige Alphabet unddiejenigen Schriftzüge beybehielten, welche sie be-reits in dem Lande fanden, und diefes waren nunkeine andere, als die Römischen, so wie sie sich ausder großen Quadrat-Schrift, bereits zur Current-Schrift gebildet hatten. Allein, da die DeutscheSprache, und besonders die fränkische Mundart der-

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