Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1782)
Entstehung
Seite
633
Einzelbild herunterladen
 

i.Kap. Allgemeine Grundsätze. §. 2. 6zz

landern lautet, welches auch daraus wahrscheinlichwird, weil sie ursprünglich in Nieder-Deutschlandeinheimisch waren, und folglich mit den Angelsach-sen, welche diesen Laut in Britannien einführeten,ein gemeinschaftliches Vaterland hatten. Der dritteLaut, welcher sein eigenes Zeichen bekam, war dasrv,welchen die Lateiner allem Ansehen nach zwar hat-ten , aber ihn durch v ausdruckten. Allein, da die-ses bey den Franken vermuthlich schon den starkenLaut des f angenommen hatte, über dieß auch denVocal u vertreten mußte, so war ein eigenes Zei-chen für den ersiern allerdings nothwendig. DieZeichen, welche Chilperik für diese drey Laute ein-zuführen suchte, waren die Longobardische Figur des »für das ä, das Mösogothische aus dem Griechischen 9entlehnte tk, und das Angelsächsische rv.

Die Bezeichnung dieser dren Laute war wirklichnothwendig, und die Zeichen selbst waren nicht unschick-lich gewählet, weil sie nicht wiükührlich, sondern beyverwandten Völkerschaften bereits gangbar waren.Es scheint daher, das Bedürfniß würde den Befehl(Lhilperiks unterstützt, und seiuen neuen Buchsta-ben eine allgemeine Aufnahme verschasst haben. Unddoch geschahe solches nicht, und so sehr ChilpenkMonarch seiner Nation war, so wenig konnte er dochmit dieser kleinen Neuerung durchdriugen. Dürfteman den Franken dieser Zeit einige Grade feinenGeschmackes zutrauen, fo könnte man glaube», daßsie das Unschickliche empfunden, die Römische Schriftmit neuen barbarischen Zügen zu verunstalten, wei-che nicht das gehörige Verhältniß zu den alten habenkonnten. Allein, da sie um diese Zeit und noch vieleJahrhunderts hernach noch sehr roh und ungebiidetwaren, fo muß man die Ursache wohl in einem an-dern Umstand« suchen. Und dieser scheinet denn kein

Rr 5 and?-