698 2. Th. Von der Orthographie.
,che in einer Sprache und Mundart einmahl allge»mein angenommen ist.
Eben so verhält es sich auch mit dem Schreibe-gebrauche. Man hatte bey Einrichtung unserer ge-gcnwärcigen Orthographie gewißGründe,warum mansich unter mchrern möglichen 'Arten, ein Wort zu schrei-ben, gerade nur für die eine erklärte, und diese Grun-de müssen triftig und gut gewesen seyn, weil sie sonstgewiß nicht die Allgemeinheit erhalten haben wür-den, welche sie wirklich erhalten haben. Sind wir unSgleich jetzt dieser Grunde nicht in allen Fällen deutlichbewußt, so folget daraus doch nicht, daß sie willkührlichsind, und noch weniger, daß e6 lins fre» stehet, mitden einmahl eingeführten Formen willkührlich umzu-gehen. Aus dem folgenden Kapitel wird erhellen, daßmanche angenommene Arten unserer gewöhnlichenHochdeutschen Orthographie, welche man bisher fürsehr willkührlich gehalten hat, bey genauerer Unter-suchung ihren sehr guten Grund haben; allein, ge-setzt auch, dieser Grund bestimme uns jeht nichtmehr, geseht, wir konnten ihn in tausend Fällennicht einmahl errathen, so sind wir doch zur Erhal-tung der Übereinstimmung und solgiich der allgemei-nen und möglichst leichten Verständlichkeit eben sosehr verbunden, vor, für, That, sehr, Liebe,ZEy u. s. f. zu schreiben, bloß darum, weil der allge-meine Gebrauch sie so geschrieben wissen will, alswir verbunden sind, Häuser, dllänuer, VVeiber,gib, gab, lief, lebte, gelebt u. s. s. zu sprechen,bloß darum, weil alle Hochdeutsche so sprechen,wenn gleich taufende die Gründe nicht einsehen, undnicht einsehen können, warum sie so und nicht lieberonders sprechen. Die Ursache ist in beyden Fälleneinerley, es ist die einige Absicht der Sprache undSchrift, die allgemeine und möglichst leichte Ver-stand-