7O2 2.TH. Von der Orthographie.
Folgen aus §. 20. Hoffentlich wird nunmehr ein jeder über-dem bishe- zeuget seyn, das? unsere gewöhnliche Orthographie«gen. weder so ungereimt und thöricht, noch so willkührlichist, als von vielen behauptet wird. Sie ist in ihrenGrundsätzen sowohl der Absicht der Sprache undSchrift, als auch der Faßlichkeit des größten Thei-les derer, weiche schreiben müssen, auf das genauesteangemessen, und hat darin sehr große Vorzüge vorden Schreibarten aller bekannten Völker, selbst derGriechen und Römer nicht ausgenommen, deren kei-ne mit so vielem richtigen Bewußtseyn der Absichtund der Mittel eingerichtet worden, als die bishergewöhnliche Hochdeutsche. Es rühret dieses ver-muthlich daher, weil sie erst in den neuern Zeiteneingerichtet morden, da sowohl der Verstand als auchder Geschmack bereits hinlänglich aufgekläret waren,das; sie das dunkele Gefühl, welches in Sprachenund was damit zusammen hänget, alles allein be-werkstelliget und bewerkstelligen muß, so sicher leitenkonnte», als es die Sache und die übrigen Umständenur verstatteten. Der Ursprung der Schreibarten an-derer Schriftsprachen fällt immer in unaufgeklärteZeiten jeder Nation, wo das dunkle Gefühl solcherwohlthätigen Führer größten Theils beraubt war,und daher oft den wahren Weg verfehlte. Wardman bey mchr Aufklärung die Mängel dunkel ge-wahr, so waren sie doch zu tief in das Ganze ver-webt, als daß sie ohne eine gänzliche Umfchaffungder ganzen Art zu schreiben weggeschaffet werdenkonnten, diese aber, findet bey allen Völkern und zuallen Zeiten zn viele leicht begriffliche Hindernisse,als daß sie mit einiger Hoffnung eines guten Erfol-zes unternommen, oder nur für möglich gehaltenwerden könnte.
Es
«