706 2.TH. Von der Orthographie.
keit beytragen können, so kann die Änderung d?r ge«wohnlichen Schreibart um der Abstammung willen,nicht den geringsten Nutzen gewahren, zumahl daauch in ereignen die allgemeine Hochdeutsche Aus-spräche diese Änderung verbiethet. Ärnde, oder derAussprache nach noch richtiger Ärnte, stammet ver-mittelst der abstracten Ableitungssylbe de oder revon einem veralteten Verbo arnen ab, und wird inso fern richtig mit einem ä geschrieben. Allein, dadieses Verbum im Hochdeutschen längst veraltet ist,so schrieb man eö sehr lange Zeit mit einem e, undman könnte diese Schreibart immer beybehalten,wenn nicht in den neuern Zeiten das ä sehr üblichgeworden wäre, also hier ein schwankender GebrauchStatt findet, in welchen Fällen man sich billig fürdiejenige Schreibart erkläret, welche den meistenGrund für sich hat, und dieses ist denn Ärnre. An-ders verhält es sich mit Ärmel, Ältern, schläm-men, gälten, einhättig, mißhällig u.s. f. derennächste Stammwörter Arm, alt, Schlamm,Galt und Halt, theils noch völlig gangbar, theilsnoch in frischem Andenken sind. Dürfen nun völligveraltete Stämme, wenn sie gleich erweislich richtigsind, nicht zur Änderung einer einmahl eingeführtenSchreibart gebraucht werden, fo dürfen ungewisse,zweifelhafte, oder gar willkührliche und ungegrün-dete Ableitungen es noch weniger. In diesem Fallsbefindet sich eine überaus große Menge alter undneuer Neuerungen, indem nichts gewöhnlicher ist,als willkührliche und auf bloße Ähnlichkeiten des lau-tes gegründete Ableitungen anzunehmen, und auchsogleich die Schreibart darnach zu ändern; z. B»ömsig für emsig, von Ameise, Äset für Esel, vonaiuiuz, Ärz für Erz, von ses odergar von dem Hebr»sere-, Gottscheds Rnäbslbart und Rnäbelspieß,
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