Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1782)
Entstehung
Seite
721
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i.Kap. Allgemeine Grundsätze. §.22. 721

zu wollen, weil kein Hochdeutscher so spricht. Er-eignen, sich zutragen, riech ich ehedem wohl selbst,eräugnen zu schreiben, weil die Abstammung vonAuge und dem alren augan, sichtbar werden, un-läugbar ist; aber seitdem ich bemerket habe, daß dieallgemeine Obersächsifchc Aussprache der höhern C'as.sen für ereignen ist, so nehme ich diese Änderungbillig wieder zurück. Ist aber die Aussprache schwan-kend, wieinReurer, ecme->, so ist auch erlaubt,der nächsten Abstammung von reiten nach, Reirerzu schreiben, zumahl da eben das Schwankende derAussprache beweiset, daß die Nation ihren Irrthumdunkel empfindet, und sich nach und nach der Wahr-heit nähern will, welcher Neigung man denn durchdie Schrift zu Hülfe kommen kann.

2. Wenn ein Wort aus Unachtsamkeit oderUnkunde anders geschrieben wird, als die allgemeinegute Aussprache erfordert. So spricht i. B.kein Hochdeutscher giebst, giebt, gieb, hieng,gieng, fieng, gedehnt, sondern aesckärft, gibst,gibt, gib, hing, ging, fing, daher man sie billigauch fo schreibt, indem die erster» Schreibearten bloßeÜberbleibsel der ehemahligen Oberdeutschen Ausspra-che sind. Ein anderes ist, wenn zwen Analogien wi-der einander streiten, z. Bt Aussprache und nächsteAbstammung, wo eine so viel Recht zu herrschen hat,als die andere, da man denn dem einmahl eingeführ-ten Gebrauche billig folget, und der geschärften Aus-sprache ungeachtet vierte, Viertel, vierzig, unddieß schreibet, um die nächste Abstammung nicht zuverdunkeln.

z. Die Hochdeutsche Orthographie hat sich, sowie alles in der Sprache, nach dunkler EmpfindungÄer Absicht und Mittel gebildet. Es ist daher leichtAdel.jL.Spr.II.L. Zj mög-