2. Kap. Einzeler Buchstaben. 9.28. 74!
«ant kein hinlängliches Zeichen der Dehnung, son-dern es mußte selbige noch besonders bezeichnet wer«den, wenn die wahre Aussprache bey ihnen gesichertwerden solle. Hierin lieget denn auch die Ursache,warum die Dehnung nicht in allen Fallen vor dengedachten flüssigen Buchstaben besonders bezeichnetwird, weil nähmlich diejenigen Mundarten, auf wel-che man vornehmlich Rücksicht zu nehmen Ursachehatte ^ dieser Hülfe nicht in allen, sondern nur ineinigen Wörtern bedurften; und da der bloße sichselbst überlassene Menschenverstand allen unnöthigcnÜberfluß hasset, so unterließ man diese Bezeichnungda, wo sie nicht nothwendig war, d. i. wo niemand inVersuchung gerieth, den Vocal zu schärfen, und denfolgenden Consonant zu verdoppeln: gar, Eram,ich war, dem, der u. s. f. Aber eben hierauswird auch der große Unbestand begreifflich, welchenman vom Anfange an in dieser Bezeichnung bemer-ket, indem nicht einem jeden Schreibenden die Ursa-che derselben gleich klar bewußt seyn konnte.
Aber, könnte man fragen, wenn die Dehnungnun ja besonders bezeichnet werden mußte, warumblieb man denn nicht bey einem einigen gleichförmi-gen Zeichen? Warum mußte man sie eben auf sovielfache und zum Theil sonderbare Arten ausdru-cken, das gedehnte i bald durch ie, bald durch y, unddie übrigen Vocale bald durch die Verdoppelung,bald aber auch durch daß Es wäre freylich zuwünschen, daß hier eben so viel Übereinstimmung an-getroffen würde, als in andern Theilen der Orthogra-phie, und als darin angebracht werden könnte, wennverbindliche Vorschriften in Dingen dieser Art mög-lich und wirksam wären. Daß aber diese Einheithier nicht herrscht, rühret wohi vornehmlich daher,weil die Absicht dieser ganzen Bezeichnung der Deh.
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