Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1782)
Entstehung
Seite
743
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2. Kap. Einzeler Buchstaben. §.23. 74z

lichst leichte Verständlichkeit für das Auge großenTheils mit von derselben ab, und die Beförderungderselben ist schon Nutzens, und folglich Grundes zurVeybehaltung genug. Die möglichste Erspar.üßdes Raumes ist kein Schreibeges.-tz; soll sie ja ange-bracht werden, so läßt sie sich auf andere nützlichereArt anbringen, als auf Kosten der möglichst lochtenVerständlichkeit. Wie vielen Handlungen muffenwir uns in dem gefellfchaftlichen Leben nicht unter-werfen, welche, strenge beurtheilet, unnütz und über-fiüßig sind; und doch unterwirft sich ihnen ein jedergerne, weil gesellschaftliche Gewohnheit sie einmahleingeführet hat, und die verflacht« nm Verhältnissedes bürgerlichen Lebens sie erfordern. Sollte es je-manden einfallen, das Gesitz der größten möglichenSparsamkeit auch auf sie auszudehnen, fo würdenwir für Sonderlinge der seltsamsten Art, (nochimmer ein sehr gelinder Ausdruck,) nicht zu sorgenhaben.

Ich habe.noch einen andern Grund in Gcdan»ken, welcher bey dieser Bezeichnung der Dehnungmit gewirket haben kann, der gute und ausgebildeteGeschmack, der mit dem nackten Bedürfnisse nichtzufrieden ist, sondern in seinen Werke» eine gewisseRünde und Vollständigkeit sucht. Den bildendenKünstler vermittelst des Gesetzes dcr Sparsamkeit ganzauf das nackteVedürfuiß eitiscbräuken zu wollen, hie-ße ihn in die magern geschmack!osen Zeiten der mittlernJahrhunderte versetzen, und verlangen, daß er lauterausgedö-rte Mumien mit dm ren langen Beinen, aus-getrockneten MuSk?ln, und verwelkten Gesichter» bil-den sollte. Wozu, könnte man sagen, die fleischigeVollständigkeit, die wollüstige 5)'ü"de, die nervigeKraft der Muskeln? Das ist thö? icl^ei Übe, flnß,!m!>die menschliche'Bwcgung ist mit wenigum zufrieden,

Aaa 4 und