Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1782)
Entstehung
Seite
744
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744 2.TH. Von der Orthographie. ?

und das Bedürfniß erfordert nicht so vielen Auf-wand. Man wage es einmahl, einem Künst-ler diese Lehren zu geben; er wird gewiß den Kni-cker zu den Samojeden und Lappen verweisen, woer sein Gesetz der größten möglichen Sparsamkeitungestört wird befolgen können. Jede Sprache istin ihrem Ursprünge ein Werk des Bedürfnisses; aberjede ausgebildete Sprache, folglich auch jede Schrift-sprache, ist ganz ein Werk des Geschmackes. Dieserist sich in allen seinen Werke» gleich, und'erfordertfür den Ausdruck jeder Art eine gewisse Runde undVoliständigktif. Al, ist für das nackte Bedürfnißfreylich schon hinlänglich; allein, welch ein mageresund dürres Zeichen in der Empfindung des Geschma-ckes für einen vollständigen Begriff; also Aal oderAhle. Ich behaupte zwar nicht, baß dieses die ei-nige Ursache dieser Art zu schreiben gewesen, alleinsie hat doch gewiß sehr beträchtlich mit gewirket, be-sonders be» cinsylbigen und gar zu kleinen, oderwenn ich so sagen darf, magern Wörtern, wieZVahl, Beere, Heer, >^aar, Aar, Aas, Saal,Ahm, Bahn, leer u. s. f. wo der vollständige Be-griff auch eine vollständigere Bezeichnung zu erfor-dern scheinet, zumahl wenn sie aus eine so unschuldi-dige und der Aussprache unschädliche Art erhaltenwerden kann. Man wird davon noch mehr über»zeugt, wenn man erwäget, daß die Hochdeutsche-Mundart bey ihrer Auebildung das mildernde e se-häustg angewandt hat, die harte und magere Einsyk«bigkeit zu vermeiden, und manchen Wörtern eine ge-wisse Ründe und Vollständigkeit zu geben, die sieauf die vorige Art nicht erhalten konnten: Bube,Anabe, Aabe, Glaube, Schade, weise, leisse, döse, Rose, Löwe, Schwabe, Sachse,Franke, Schwede, Däne, u. s. f. wofür die nicht

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