Ausgabe 
5 (5.1.1845) 1
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Bei ſolchem Verhalten des hl. Stuhles, welcher für alle Gläu-bigen der Herd des wahren Lichtes und die Säule der Wahrheit iſt,dürfen wir uns nicht wundern, daß alle wahren Verehrer Mariä einenedeln und heiligen Wetteifer zeigen, Maria im Privilegium ihrer un-befleckten Empfängniß zu verherrlichen; wir dürfen uns nicht wundern,das ſie mit Freudigkeit die kindliche und rührende Bitte ausſprechen,die ſie auf derWundermedaille geſchrieben finden:Maria,ohne Sünde empfangen, bitte für uns, die zu dir ſich wenden!Verwundern wir uns nicht, daß ſie allerwärts zu Tauſenden*)ſich in die Bruderſchaften aufnehmen laſſen, welche zu Ehren desreinen und unbefleckten Herzens Mariä zur Bekehrung der Sündererrichiet worden, weil dieſes Herz der Sammelpunct aller Chriſten,die Zuflucht und Hoffnung aller Sünder geworden iſt. Verwun-dern wir uns nicht, daß ein frommer Cardinal**), das Licht undVorbild des hl. Collegiums, zu Rom am 25. Dec. 1842 einemerkwürdige Abhandlung über die unbefleckte Empfängniß Mariäveröffentlichet hat, die mit folgenden ergreifenden Worten ſchließt:Wir haben nicht nöthig zu ſagen, was unſeres Herzens ſehnlich-ſter Wunſch iſt. Sollte der apoſtoliſche Stuhl in der kurzen Zeit,die uns noch zu leben vergönnt ſeyn mag, von dem Lichte desheil. Geiſtes geleitet, für zweckmäßig erachten, über die wichtigeFrage der unbefleckten Empfängniß Mariä ein entſcheidendes Ur-theil auszuſprechen, ſo würden wir um ſo freudiger unſere Augenim Frieden ſchließen. Wir ſind auch feſt überzeugt, auf eineſolche Entſcheidung würden unfehlbar vielfache Gnadenerweiſungenund große Barmherzigkeit erfolgen; durch die Fürbitte Mariäwürde reicher Segen über Rom und über die ganze Kirche ſich er-gießen, welche Maria als ihre Fürſprecherin und beſondere Be-ſchüꜩerin betrachtet.

Und in der That, gel. Brüder, da Gott der ſeligſten Jungfrau unſer Schickſal anvertraut und ſie zum Canal und zur Spenderin ſeiner Gnaden auserwählt zu haben ſcheint, ſo iſt nun dasſicherſte Mittel, ſte uns geneigt zu machen, wenn wir ſie unterdem Namen ihrer unbefleckten Empfängniß bitten und anrufen.Dann ſind wir ſicher, bei ihr Eingang zu finden, daß ſie unſernBitten und Seufzern geneigtes Gehör ſchenkt. Was iſt dieſerKönigin der Jungfrauen angenehmer, als daß wir ihre flecken-loſe Reinheit preiſen, ſie frei von aller Makel nennen! Iſt dieſegänzliche und vollkommene Heiligkeit, in Verbindung mit ihrerhöhern Eigenſchaft einer Mutter Gottes, nicht der ſchönſte Grundihrer Verherrlichung?

Tief gerührt bei der Wahrnehmung dieſes auch bei Unſernvielgeliebten Diöceſanen ſich auf ſo tröſtliche Weiſe kundgebendenEifers im Glauben und in der Andacht, die unbefleckte EmpfängnißMariä anzuerkennen, betrachteten wir es als eine Pflicht UnſeresHirtenamtes, nach dem Beiſpiel einer großen Zahl anderer Bi-ſchöfe an den Stellvertreter Jeſu Chriſti zu gelangen und fürUnſere Diöceſe die troſtreiche Erlaubniß nachzuſuchen, der unbe-fleckten Empfängniß der glorreichen Jungfrau Maria ohne Be-ſchränkung unſere feierliche und öffentliche Verehrung darbringen zudürfen. Mit einer heiligen Freudigkeit werdet ihr gewiß verneh-men, daß unſer Geſuch beim heiligen Stuhle günſtige Aufnahme

*) Nach dem vierten Heft der Annalen der Erzbruderſchaft beläuft ſichdie Zahl der Bruderſchaftsmitglieder im Verzeichniß von Notre-Dameée-des-Victoires im Jänner laufenden Jahres auf 461,017,während ſie im Jänner 1836 nicht mehr als 37 zählte. Man kannsich von der ſtaunenswerthen Ausbreitung dieſer frommen Bruderſchafteinen Begriff machen, wenn man bedenkt, wie viele ſich in die 3878andern Bruderſchaften haben aufnehmen laſſen, die mit der Erzbru-derſchaft in Paris in Verbindung ſind.

**) Cardinal Staatsſecretär Lambruschini.

gefunden. Ihr könnet ſomit künftig der Reihe von Lobſprüchen,womit die Kirche in ihren Litaneien die Gottesmutter preiſet, auchjenen beifügen, daß ſie ohne Erbſünde empfangen worden. Un-ſere ehrwürdige Geiſtlichkeit wird jetzt dem Drang ihrer liebevollenAndacht zu Maria folgend in der Präfation der Meſſe von derEmpfängniß noch den Beiſatz anfügen, daß Maria ohne Sündeſey empfangen worden.

Nur in des Glaubens Gedanken und Geſinnung läßt ſichdie vom hl. Stuhle bewilligte Vergünſtigung geziemend würdigen,und es gereicht Uns zur Freude, daß die ungeheure Mehrzahl derUnſerer Hirtenſorge anvertrauten Gläubigen dieſe gläubigen Gedan-ken und Geſinnungen theilen. Ihr werdet daher, gel. Brüder,euch mit Uns vereinigen, vor allem um dem Herrn für dieſe neueWohlthat zu danken; dann aber auch ſie zu euerer Befeſtigung inder unverbrüchlichen Treue gegen das Geſetz Gottes und die Ge-bote ſeiner Kirche, zu euerer Förderung in der Liebe und Aus-übung aller chriſtlichen Tugenden, mit einem Worte, zum Gelin-gen des Einen Nothwendigen, d. i. zu euerer Heiligung benützen.

Bemitleiden wir, gel. Brüder, jene, welche nicht wiſſen, wasdie Andacht zu Maria Süßes und Tröſtliches in ſich hat. Derheilige Name Mariä, der ein Balſam für die wunden Herzen iſt,geht nie über ihre Lippen; die Gnaden, deren geheimnißvoller Ca-nal ſie iſt, gelangen nicht zu ihnen; ſie entbehren der Tröſtungenund Wohlthaten, die Maria ihren treuen Dienern erwirbt. Ja,bemitleiden wir dieſe und beten wir für ſie. Für euch, geliebteſteBrüder, ſey Maria nach Chriſtus das vollkommenſte Vorbild derTugenden, die ihr zu üben habt; betrachtet ſie als euere Mutter,als die Meiſterin in euern Wohnungen, als die Zuflucht in denPrüfungen, welche die göttliche Vorſehung euch ſenden mag. Füruns alle ſey ſie die theilnehmende Vertraute unſerer Leiden undFreuden; unſer ganzes Leben mit allen ſeinen Kämpfen und Wi-derwärtigkeiten ſey ihr gewidmet und geheiliget, daß es unter ih-rem mütterlichen Schutze ablaufe. Möge unſer letzter Athemzugunter der kindlichfrommen Anrufung der heiligen Namen Jeſusund Maria ſich aushauchen.

(Folgt nun die Verordnung ſelbſt über den Gebrauch derBitte:Regina, sine labe originali concepta, ora pronobis. Sie wird am Schluß der Litanei unmittelbar vor demAgnus Dei eingeſchaltet.)

Das Leben der großen Heiligen Englands,von Doctor Newman.(Paßauer katholiſche Kirchenzeitung.)Seit zwei Jahren lebt Profeſſor Newman, deſſen Namen

in Deutſchland mit ſo hoher Achtung genannt wird, einſam in

einem von Oxford nur wenig entfernten Hauſe, wo er ſich nachArt der Cenobiten des heiligen Benedict dem aſcetiſchen Lebenweiht. Wie ſo viele erleuchtete Männer, denkt auch er, daß dieWahrheit ihren Sieg nicht durch Unterjochung des Verſtandesallein, ſondern eben ſo ſehr und oft noch mehr durch Reinigungder Herzen feiere. Ueberzeugt, daß die Tugend⸗Beiſpiele jenerGlaubenshelden, welche die römiſche Kirche unterdie Heiligen aufgenommen hat, nicht ohne Eindruck bleibenkönnen, ſammelte er in ſeiner Abgeſchiedenheit viele Urkunden undſtudirte die Quellenwerke, um eine Geſchichte der Heiligen,die jene Inſel verherrlicht haben, zu ſchreiben. Er ver-knüpfte mit dem Werke einige Betrachtungen über die kirchlichen Zu-ſtände Englands in der Gegenwart; ſie überraſchen und ergreifen

nicht weniger als die heiligen Biographien ſelbſt . Wir geſtehen