Berlin, 10. April. Die Deutsche Mg. Ztg. bringt fol-genden Artikel, der um seiner naiven Geständnisse willen merk-würdig ist: Die neukatholische Kirche (!) hat eine Feuer-taufe überstanden. So möchte ich die Experimente und Operatio-nen nennen, denen sie in den jüngsten Tagen, gewiß gegen (?)ihren bessern Willen, hier unterworfen wurde. Bedenklich erschienvom Anbeginn an die Theilnahme, welche von protestantischer Seiteihr geschenkt wurde. Aendern ließ es sich nicht, daß eine großeprotestantische Bevölkerung theilnehmend und freudig Bewegungenzublickte, welche sie an den von ihren Vätern vor dreiJahrhunderten geführten Kampf erinnerten. Es wärebesser gewesen, besser sür die Sache gewiß, wenn die Protestantensich ganz fern davon gehalten und die nach dem Lichte (!) streben-den Katholiken ihre Sache ganz allein und auf eigene Geisteskraftvertrauend hätten auöfechtcn lassen. Um so bedeutender wäre derSieg geworden. Indessen, die Verhältnisse führten es einmal somit sich. Rongc hatte Luther und Huß citirt, und Czerski imNamen der Schncidcmühler auf die durch die protestantischen Nach-barn geförderte Kcnntnißnahme der heiligen Schrift provocirt. Eswar eine Thatsache geworden, daß die Christkatholischen (!) liebevollund vertrauend sich ihren protkstcmtischcn Brüdern näherten unddaß diese ihnen auf halbem Wege mit offenen Armen entgegen-kamen. Das Bedürfniß und die innere Nothwendigkeit war mäch-tiger als die begangenen Versehen; unv die That lehrt uns, daßdie Bewegung von allen Seiten ausbricht und, weder durch thö-richte Freunde noch durch erbitterte Feinde geschädigt, schon jetztin ihrem Entstehen einen gesunden (?), organischen (?!), gestaltetenLauf nimmt. Daß Rouge und Czerski, wenn sie hierher kämen,eine ehrenvolle Aufnahme finden würven, ließ sich erwarten, undwer mag es Jenen verdenken, welche sich drängten, sie zu sehenund auf alle Weise ihre Theilnahme ihnen zu erkennen zu geben!Aber daß auch das leicht aufflackernde Strohfeuer des Ber-liner Enthusiasmus sich ihrer bemächtigm würde, daß sieGegenstände theatralischer Demonstrationen werden soll-ten, hätte man zum Besten der Sache selbst und der Ehre derMänner nicht erwarten sollen. Auch Das ist nun ein Factum,was sich leider nicht wegläugnen läßt, und darum ist es besser,es offen cinzugestehen. Sie sind angefestmahlt, ange-gessen, angetrunken und angesungen worden. Eshat Kränze, Gedichte und Ehrengeschenke geregnet,und die ernsten und ehrlichen Reformatoren habendas Loos der gefeierten Sängerinnen und Tänzerin-nen theilen und dafür danken müssen! Nun ist man ausdem Rausch erwacht, und die ernsthafte Betrachtung hinkt nach,daß man etwas sehr Unziemliches arrangirt hatte, daß Männer,Welche mit Muth, Kraft und Gottesvertrauen eine ernste Lebens-aufgabe sich gesetzt haben, würdiger zu empfangen sich geziemt hätte,als geschehen ist. Die Einen trösten sich damit, daß es ja inLeipzig nicht anders gewesen sey, ja daß der Empfang in Pots-dam den in Berlin noch überboten habe. Aber Andere erinnerndaran, wie ein ähnliches tumultucirischeS Verfahren der Sache desLocalvereins geschadet, wie etwas durchaus Gutes hier wie dortdadurch verdorben worden, daß es in unrechte Hände gerathensey. Die Litcraten als solche und im Allgemeinen sind nun einmalin dem begrünvetcn oder unbegründeten Verrüfe, daß sie in jedeBewegung der Zeit sich hineinstürzen und im Strome voranschwim-men wollen.
Dem Katholik wird aus Köln geschrieben: .Daß hier inKöln ein guter katholischer Sinn leibt und lebt, zeigt sich vonTag zu Tag. Außer den vielen Dombauvereinen, welche sich unterdem Bürgcrstande bilden und fast ausschließlich einen kirchlichenCharakter annehmen und äußern, bilden sich überall noch Vereinezur Herstellung der übrigen meistens denkwürdigen Kirchengebäudein Köln ; ein solcher entstand noch jüngst mit dem Ziele, unsereso schöne als verwahrloset-Minoritenkirchc wieder würdig her-zustellen, obschon die städtische Armenvcrwaltung, die ein Rechtauf dieselbe anspricht, dieselbe nicht als freies Eigenthum der Kircheabgeben, vielmehr, wie verlautet, dieselbe mit den anstoßenden Gc-bäulichkeiten, die ihr allerdings gehören, nach einigen Zahren zumVerkaufe zu bringen gedenkt; aber überzeugt, daß eine Kirche, dieseit der Aufhebung des betreffenden Ordens fortwährend als Neben-kirche dem katholischen Cultus ohne Widerspruch gedient hat undjetzt, nachdem die noch von der Hand der allgemeinen Kirchenzer-störung übrig gebliebenen neunzehn Pfarrkirchen mit ihren wenigenKapellen für die zahlreiche katholische Bevölkerung nicht mehr hin-reichen, wahres Bedürfniß geworden ist, nicht ohne den allgemein-sten und gerechtesten Unwillen entzogen werden kann, schaart sichdie katholische Bevölkerung um dieß theuere und schöne Baudenk-mal unserer katholischen Voreltern und deckt mit ihrer treuen Liebeund frommen Hingebung den herrlichen Tempel, der wie schutz-und herrenlos inmitten der heiligen Stadt dasteht. Was aber dasAufblühen einer ächtkatholischen Gesinnung vorzüglich documentirt,ist das umsichgreifende warme Interesse an den Schicksalen undWerken des katholischen Glaubens, wovon ich der Kürze halbernur auf eine erfreuliche Erscheinung der neuesten Zeit hinweisenwill. Mehrere hundert Männer aus allen Ständen haben sichvereinigt, in einem großen ihnen eingeräumten Locale zu bestimm-ten Zeiten zusammenzutreten und die katholischen Missionsbe-richte, so wie andere von dem Klerus ihnen empfohlene Schriftenzu lesen, daneben aber auch eine anständige Unterhaltung zu pfle-gen. Die Lesezcit wird in dem Locale, in welchem ein großes,schönes Gemälde des heiligen Franciscus Zcaverius aushängt,mit Gebet begonnen und beschlossen und dann der weiteren Unter-haltung freie Bahn gelassen. Dabei wird für den Missionsfondsgespendet, und die Gaben sind so opferwillig geflossen, daß indem ersten Quartale bereits mehrere tausend Thaler in der Cassedes Rendanten, eines hiesigen Pfarrgeistlichen, sich befinden. Da-neben haben sich andere Lesezirkel für gute katholische Schriften,Bruderschaften, u. A. die zur Bekehrung der Sünder gebildet,und alle Zeichen geben zu erkennen, daß der Klerus der StadtKöln , wenn er seine Mission begreift und keine Mühe scheut, dasschönste Feld priestcrlicher Thätigkeit vorfindet."
» .„«. >" nickt >!-'
«
Breslau . Im Schles. Kirchenbl. erklären vier frühere Non-geaner: „Tiefste Beschämung drängt uns zu der öffentlichen Er-klärung, daß auch wir uns durch die trügerischen Lobpreisungenhiesiger Zeitungen verleiten ließen, durch unsere Namensunterschriftder Secte der Neuerer beizutreten; daß wir aber durch den bitternHaß gegen alles Katholische, der sowohl in den öffentlichen Ver-sammlungen , als in Rvnge's Schriften sich aussprach, unsere Täu-schung erkannt und da die Wahrheit und wahre Christcnliebe nichtgefunden haben, wo Spott, Hohn, Bitterkeit :c. als das Lichtdes neunzehnten Jahrhunderts gepriesen wird. Daher kehren wirmit innigster Reue zur heiligen Kirche unserer Väter zurück."
Verantwortlicher Redacteur: L. Schönchen.
Verlags-Inhaber: F. C. Krem er.