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der
Augsburgev
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PpKzeitung.
Erste Jahreshälfte.
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4. Mai 1845.
Die Macht des Gebetes.
(Schluß.)
In allen diesen wundersamen Erscheinungen, im unaus-reichenden Bestreben, den Leib mit den Strömungen der Seele inEinklang zu bringen, war die heilige Communion ihre einzigeHerzstärkc, ihr süßester Gedanke bei Tag und Nacht. Schon amVorabende erwachte in ihr eine unüberwindliche Begierde nach diesereinzigen Seelenspeisc, die sich mit jeder Stunde steigerte. Kaumkonnte sie im Ueberm aße der aufgeregt!» Empfindungen vor Mit-ternacht ein Auge schließen, mit Schlag l2 Uhr waren alleBlntströme lebendig, alle Empfindungen aufgcstürmt, ihre Lebensjhäti^kcit dem Morgen zugewandt mit glühender Sehnsucht, mitSeufzern und Thränen. Oft riß es sie mit Gewalt auf nach eenSternen des Himmels, nach den Zeichen der tagenden Frühe, undThränenströme netzten ihr Angesicht, wenn die vorgerückte Nachtnicht wohlthätig auf ihre Seele niedcrlcucbtetc. Ein pfcilartigschließ ndcS, weltvergessenes, blickeinwärts g kehrtcs Wesen trug siein die Kirche, ihr Athem wurde vor Hunger nach der Himmels-kost glühend heiß, ein liefauSholendes Arbeiten der beengten Brustließ sich vernehmen, sie war abgemagert, blaß wi- eine Leiche,ihre Augcn tief zurückgesunken in die unmäßig vergrößerte Höhle,die Lippen blutlos, unausstehliche Trockenheit in der Kehle bishinunter in die Kammer des Herzens. „Ich kann'S nicht mehraushalten," klagte sie öster, „mir brennen die Eingeweide vorunnennbarer Sehnsucht nach Dir, o Golt!" Im Hinzutreten cichttesie bw'ge: „O Her; Jesu! O Herz Jesu! ich kann nicht mehr!ich kann nicht mehr!" Den Ausspeuder erblickend, empfand sie einstürmisches Wühlen aller Säfte, ein Aussied n der tiefsten Seelen,gründe, die ihrem Heilande cntg gen je> chzten, sie lispelte ihmsüße LicbeSreime zu von den Wunden Christi, angezogen durch dieunsichtbare Gewalt des Gottes, den er in seinen Pricsterhändcntrug, wie an- und aufgesogen durch die Strahlen de ausströmen-den Gottcofülle. Kaum hatte der heilige Leib des Erlösers ihreZunge berührt, als duich das schäumende Uebcrmaaß von Innig-keit und Sättigungslust gleichsam eine ve-borgcne Feder ihresOrganismus sprang, und die ersehnte Engclskvst auf einmal indie tiefste Seele hinabschlang, Ihr Gesicht erblühte zu frisch otherLebcnsfarbe, zu einem glänzenden Gcisteefrühling mit allen Blumen
der göttlichen Liebe, das Auge trat aus der Versenkung, funken-sprühend, sie sank in tiefe Verzückung, erstarr, nd in di. scr schön-sten aller geistigen Entknospungen des verbotenen Seelenlebens,ost flüsternd und lallend in unaussprechlicher Süßigkeit mit Jesus,Maria und den Heiligen. „O Wonne! O JcsuS! meine Lust!O Liebe, meine Sättigung!" hallte es leise, oft unterbrochen,aus den innersten Zillen ihr>s Lebens, „ o Himmclsfrcudc zu ruhenim liebenden Herzen meines Jesus, abgeschält von allen Gegen-ständen der Erde, abgesondert selbst vom eigenen Leibe i» seliger'Vergessenheit und Entäußerung von Allem, was Gott nicht ist,im Schooßc des Erlösers, saugend die honigflh ßende Milch seinergöttlichen Weisheit." Sie trat dann sehr ost aus ivrer Persönlich-keit heraus, sich selbst als Object sirirend, ansingend alö Behält-niß für daö Allerhciligste. Es war vom himmlischen Künstlergearbeitetes aus feinstem Golde und hellschimmcrnden Perlen, glän-zend im r i.rsten Strahlenschmucke. In der Mitte leuchtete einHerz auS Rubin , glübcnd im ecsciltigtsten Noth, vorn geöffnetmit einem wundeischönen Krcuzbildc, golvstrahlend. eingcschniltenin halb,rhobc»er Arbeit, darüber schwebend die heilige Hostie,weißer als Schnee. Sie wrude bei diesem Anblicke ganz ver-schlungen in dieses Herz, wie der Wurm eingepuppct, und vonden Licbesslammen umlodert, aufge-ch-t. Der B griff unbeschreib-licher Herzcnsreinigkeit drllckle bei diesem Wuuderblicke auf ihreSeele, einlaßfordeind. „O komm, komm Reinigkeit, himmlischesFräulein! in meine Seele. Ich r ill Dich inbrünstig umarmenund küssen, und Dich einführen in die innerste T»fc meines Her-aus. Ich will mit dir leben und sterben!" Sie wurde in diesemZustande oft vor allem Volke mehrere Spannen über die Erde er-hoben, schwebend imSuömcn »nd Braus n ihrer mächtigen Gottes-gcfiihle. ÄnS diesem Flüsterlcben der reinsten Liebe ve,sank siedann am Ende stets wieder in ein starres Versunkensevn in Gott,ohne Regung, ohne Laut, ohne Gebrauch der Sinne, ost siebenStunde» nach «inander. Elwacht oder g weckt, fiel sie zusammenwie eine welke Blume, der irdischen Well abgeblüht, mit maßloserSehnsucht nach dem Verlornen Himmel. Je höher die c Einschlür-fung aller Seilcnkräfte nach innen stiea, desto unzulänglicher wurdeihre Leibeskraft, desto häufiger ein seltsames, von Aerzten nichtverstandenes, keiner Ärznci weichendes, mit unerträglichem Schmer-zen verbundenes Krankseyn. Aber selbst ihre Krankheit wurde zur