Der Herr scgnc, liebe Brüder! Eure Bemühungen, überallDen Glauben an Jesus zu befördern; dann wird die Liebe einegute Grundlage haben, und sv beschaffen seyn, wie sie der ApostelPaulus an die Cvrinthcr geschildert hat.
O dasz wir den wahren katholischen Glauben mit Wortenund Werken thätig und leidend schildern als treue Diener desEvangeliums, auch gebe der heilige Geist der römisch-katholischenKirche treue Kinder, die im Sturme aufrecht dastehen, ohne zuwanken, noch hin und her geweht werden, gleich dem Rohr, vonjeglicher fremden Lchrc. Diese treuen Kinder der Kirche, die derheilige Geist bildet, haben ihren Anfang, ihren Fortgang imGlauben, um in der Liebe vollenden zu können.
Nach diesen verschiedenen Stufen bedürfen sie der Milch,dcö Brodes, der nahrhaften Speise.
Sammeln wir, liebe Brüver! nach diesen Bcdürfnissen ein-gerichtete Vortrage ans Volk, und verbreiten wir gut katholischeBücher unter sie, daß die Gestalt der Erde erneuert werde, „utoeeurainus omnes in unitatem iiclei et agnitionis lilii Deiin virum nerleetum in mensuram aetatis nlenituciinis Llrristi.
Gewiß und wahr! So lange kindlicher Glaube und Demuth— vereint mit dem Muthe des Vertrauens auf Christus — wal-tet im Gemüthe des Priesters, so lange sind wir Pilger im rech-ten kirchlichen Geleise.
Wenn wir auch gleichwohl das weniger freundliche Gesumstvon anderer Seite erfahren, hat nichts zu sagen. Das Lruciligeist hicnicdcn nie fern von Hosianna. War's ja doch im Lebenunsers gebenedeiten Herrn im vollsten Maaße so, und der Knechtist nicht mehr, als der Herr, und selig Jener, der das Kreuzträgt, wie Dieser! Das hebt und schärft den Blick empor, machtkindlich klein — und fähig, groß zu werden im Reiche Gottes.
Wie soll nun der katholische Geistliche auf seineZeit einwirken? Wir müssen von Gott ausgehen, von da indie Kirche eingehen, und sie als Mittel im höchsten Umsang an-schauen lernen, durch sie Heil und Segen den Menschen zu bringen. >Hier, Priester des neunzehnten Jahrhunderts! ist die Stel- ilung, von der Du ausgehen mußt. Alle Verufsarten und Stände !haben ihre Eigenthümlichkeiten, welche, nicht zu haben, eben sogefährlich ist, als der eigentlichen Tugenden derselben zu erman- ,gcln. Alle Körperschaften haben ihren esnrit cle corns, undwehe dem Mitglied, dem er fehlt. — Vor Allem trachte man, ^die Aufgabe zu lösen, seine eigene persönliche rein zu erhalten,und im evangelischen Sinne wahrer Liebe eifrig und gläubig trachtemau, GottcS Willen zu thun, doch nicht ängstlich besorgt, daß er !durch mich, und nicht durch Andere geschehe, wenn cS Gott mir lnicht beschicken hat. Christliche Größe ist mit der sittlichen stetsim Bunde, beivcs sey in uns nicht getrennt, sondern wahrhaft 'Eins. Diese Höhe werde von uns erstrebt, und ist auch in der >That das Höchste, was der Priester sich zur Aufgabe setzen kann, 'wo er der Gefahr des Irrens entgeht, und hoch genug, um denHimmel im Auge zu haben. Wenn die Elemente, mit welchenes die christliche Philosophie hauptsächlich zu thun hat, sich aufzwei zurückführen lassen: den Willen des Menschen, und den Wil-len GvttcS, sv versuche der Priester nicht beide zu nähern durchmetaphysische Spcculationcn, als vielmehr den Menschen durch kind-lichen Glauben, sich ganz dem Willen Gottes anheimzustellen.Brüder, liebe Brüver! o daß mein Wort tief in Eure Seele ldringe! Der sicherste Weg ist, gerade zu Christus hinzugehen.Wir müssen unser katholisches Christenthum nicht blvß aus unseren ^theologischen Cvmpcndicn studirt haben, in Ihm sollten wir per-sönlich leben und wohnen l^aeramentum Lueliaristiae), Ihm
l so nahe zu kommen trachten, daß im steten Gefühl dieses Um-! ganges unser Leben nicht sowohl wie das Leben eines AnhängersI in so später und ferner Zeit erscheine, als wie vielmehr das einesJüngers, der dem Erlöser selbst folgt, ihn auf dem Berge undim Tempel gehört hat, und am Kreuze neben ihm gestanden.Hier komme uns die Geschichte zu Hilfe, die Vergangenes wieGegenwärtiges uns darstellt.
Aber diese wahrhaft katholische Anschauung wäre nur einglänzender, wacher Traum, wenn nicht in uns die Kraft desreligiös-kirchlichen Wachsens vorhanden ist, welche in dieser An-schauung enthalten ist. Nicht nur der Wahrheit und Gerechtigkeithuldiget der Priester; im Herzen finde auch Platz, wo Freund-lichkeit, Demuth und Ehrfurcht ihre Stellen finden. Daö sinddie wahren Lichtpuncte VeS priestcrlichen Wcscnö; und, o möchtetdurch die Gnade Jesu Christi Ihr solche Gefäße des Segenszum Heile Eurer gläubigen Gemeine werden. Sind wir so ge-sinnt, dann folgt von selbst, was die heilige Kirche von ihrenPriestern fordert.
a. Klericalifche Kleidung, wo wir als sengrat! a inuiulodem Laien uns zeigen.
1). Gewissenhaftes Beten des Breviers, als eine Heiligungunserer Sprache mit Gott, in der Gemeinschaft mit der ganzenkatholischen Kirche auf Erden und im Himmel, und im Gehorsamgegen die Kirche.
c. Die Anhänglichkeit an den apostolischen Stuhl. Es hatChristo gefallen, dort die Petra seyn zu lassen, und dafür wollenwir Ihm danken, und an diesem centr» unitatis unö fest inReih und Glied anschließen, als eine undurchdiinglichc Kette, diekeine Macht der Hölle, also viel weniger der Erde zerreißen kann.
<I. Im Cölibate sehen wir dann eine geistige Ehe, die dieGcistcskinder erzeugt, in apostolischer Liebe ungelheiltc Herzen, nurfür das unum neoessai ium lebend. Freilich ist diese Gabe bloßeGnade Gottes, die der Herr allein gibt, wo man oft auf demKampfplätze, oft wie von Jedermann verlassen zu seyn scheint,aber Gottes Beistand nie und nimmer aufhört, wenn man jedenTag, gleich dem Bettler, an der Thüre des Guadenthorcs anklopftund um Einlaß bittet. Wo wären die Sieger, wenn es keinenKampf und keine Feinde gebe? Gott gibt diese Gabe Einigen invielem Gebete, Einigen in täglicher Ucbcrladung von Arbeiten,Andern in Bußübungen oder in sparsamer Nahrung; doch, wiegesagt: Es ist überall die nämliche Gabe Gottes. Daß aber dieseGabe niemals ohne besondere tägliche Verchrnng der seligstenJungfrau Maria bestehe, ist eine in der katholischen Kirche längstanerkannte Sache.
In jüngeren Jahren ist dieß vielfältig die Folge des Erb-vcrderbcnö, der ^ngelus colanliiüans, aber nicht gleichgiltig zubehandeln; denn der Sieg gewährt hohen Verdienst und eine un-verwclklichc Krone. Die Niederlage bringt unselige Folgen, undGott weiß wie weit eingreifend in die Ewigkeit. UcbrigcnS ver-sucht werden ist weder Sünde noch Schande. Auch der großePachomiuS in EgyptenS Wüste fühlte und bekannte die Versuchung— unbesiegt. Aber Mäßigkeit in Speis und Trank und Lirger-stätte ist nothwendig. Sanient! nanoa. Das Ucbrige lehrt die Asccsc.
So gesinnt, könnet Ihr, liebe Brüver! muthig, und aufGottes Beistand rechnend, die Hand an den Pflug legen, undarbeiten auf dem Ackerfelde Gottes.
Also wo, wie und wann kann der Priester des neunzehntenJahrhunderts vorzüglich wirken.
Wo? Bei der zartesten Jugend.Wie? Durch aufopfernde Liebe.