Ausgabe 
5 (11.5.1845) 19
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Wann? Sobald der Sünder durch die Gnade Gottes ange-trieben zur Beichte sich einstellt.

. ^. Um die Kinder zu gewinnen, gewinne die Eltern.Beim Kinde sey Kind, liebend, heiter, froh. Im Vortrag desKatechismus einfach, präcis, deutlich im Geben der Begriffe.Nach der Lehre von Gott, und dem Falle der Menschen, bringedeinen Christus nicht erst von weiter Ferne, lege Ihn gleich amAnfange liebcnv in's Kinderherz.

IZ. Wie? Im Umgange mit der Welt muß Alles an unspredigen. Ruhige Haltung, ernst im Blick, liebend in Worten,sich opfernd in Thaten, und gefaßt in Leiden. Der Anzug prie-stcrlich, das Gespräch erbauend. Seyen wir Herr unserer Blicke.Der Laie nimmt uns gleich Alles übel, legt dem QuintchcnPfunde bei, die Wage senkt sich leicht, dann sind wir für immerabgeurtheilt. Beim wahren katholischen Christen bist Du in deinerwahren Lebensluft. Beim indifferenten wird deine Brust beengt.Beim glaubenslosen klebt Dir das Wort auf der Zunge. Siesoll nur gelöst werden (und das merke Dir, lieber Bruder!) nurnach einem glaubensvollen Aufblicke zum Vater alles Lichtes. Owollet es doch glauben: Nicht unser Wissen wird ihn wieder zumGlauben bringen, wohl aber unser frommer Wandel vor Gott ,und in der Konsequenz unserer Werke und Handlungsweise.

L. Wann? Nur die göttliche Gnade führt uns den Sün-der zu. Ohne sie fruchtlos all unsere Mühe.

Aber wo und wie wirkt sie gewöhnlich? Umsonst! DerMensch, beschwert mit grober Sünde, hat und kennt keine Lcbens-ruhe. Die Zeit peitscht ihn mit Geißeln durchs Leben, und dasEnde ist bald vor der Thüre. Herzenslcere bringt im Gefolgedes Lebens Ueberdruß. Sie suchen ein Etwas, aber sie finden esnicht. Das Auge des Geistes so wie des Leibes wird blöde, erbedarf der Hilfe, nimmt sie an, erschaut dann alle Umrisse derirdischen Dinge schärfer, und unterscheidet Manches, was ihmfrüher nicht aufgefallen ist. Dann stellt er Vcrgleichungen an.Schon ein Schritt näher Dem Heile. Nach und nach kömmt Fäul-nis; dem Fleische; Folgen der Sünden stellen sich ein; das Fleischhört auf zu toben; ein tüchtiger Eingriff von Oben ins gewohnteLeben er fängt an nachzudenken; wieder ein Schritt näher.Aber bei weitem noch keine Bekehrung. Man hat endlich Abra-ham gesehen, und kommt zum Ausrufe: Was war mein Leben?Was bin ich noch? Wie lange kann es noch dauern, und wennes so fortdauert, was wird daraus werden? Hier nun ist derWcndepunct nach oben oder nach unten. Sind gute Werke vor-angegangen, geht der Zug nach oben; hat aber der Menschdem heiligen Geiste widerstanden, geht der Zug gewaltig schnellnach unten.

Wirds mit der Bekehrung Ernst, so regt sich Furcht undLiebe. Furcht ob der Zukunft. Liebe zu Gott, dessen Erbarmenihn bisher geduldet, und Zeit zur Buße gegeben. Ist die LicbcS-rcue vorhanden, gehts mit der Besserung schnell vorwärts. Oftbei verhärteten Sündern, hören sie noch vor Mitternacht dendumpfen Schall der Glocke, erwacht das Gewissen. Es ist dießFeuerallarm, sie raffen sich auf, und löschen, was noch gelöschtwerden kann. Leicht erkennt ein geübter Seelenarzt solche Kranke,und findet sie dann gewöhnlich bereitwillig, seinen Trost in Mahn-worten zu verliehinen. Da sey Christus unter Sündern, und Duwirst aus Sündern Christen bilden. Noch vor einer GattungMenschen muß ich Euch, liebe Brüder! warnen, die die Zeit inihrem Schooße trägt. Es sind dieß die gläsernen Verstandesköpfe,die das gar so gebrechliche Gehirn in einem um so gebrechlicherenKopfe tragen, und der Religion ein Weltkleid anlegen möchten,

und sich für gar geschickte Kleidcrmachcr ausgeben, die Jedemeinen passenden Rcligionsrock anmessen möchten, natürlicherweise fürdie jetzige Anschauungsweise der Welt, und für dieß so kurzeSchattcnleben. Sie glauben, das Christenthum lasse sich modifi-circn, und habe aufgehört, ein lebendiges Christenthum zn seyn;es sey durch die Philanthropie und Aufklärern unsers Jahrhundertsabgestumpft worden, weil es auf deutschen Universitäten Theologenin der Art des Paulus, Strauß und Bruno gibt. Aber sie ver-kennen den gesunden Kern der Menschheit. Solche Kntik blähtnur auf, für den achten Menschen bleibt sie ohne Wirkung. DieseScichtigkeir der Gefühle und Gedanken, diese falsche Anwendungder Thätigkeiten des Verstandes ist ohne Wnrzel in der mensch-lichen Natur, den menschlichen Bedürfnissen, dem menschlichenBewußtseyn. Mit einem O.uinet und Michclct glauben: das Chri-stenthum lasse sich in eine Art erneuerten AlcrandriSmuS auflösendurch Pantheismus, EklecticismuS und ShncrctismuS vermittelt,um daraus eine Religion der Zuknnft zusammen zu stoppeln, ver-räth eine eben so große Unbckanntschaft mit dem ächten Gehaltedes Christenthums, als die Flachheit theologischer Hyperrationalistcnund Hyperkritikcr, welche daö Schneidemesser in die Gedanken unddie Gefühle legen, um sie zu zerlege». Nein, meine Brüder!Ihr wisset aus eigener Erfahrung: das katholische Christenthum hateine solche Macht des ewigen Lebens in sich, und wurzelt, so tiefnicht allein im Glauben, sondern auch in der wahren Natur desMenschen, daß es wie die Sonne alle Nebel durchdringt, unddurchgcdrungen thätig wirkt gegen allen Unglaube» nach außen,und Ströme des lebendigen Wassers darbeut, die ins ewige Lebenführen.

Noch eine Frage zarter Art ist, liebe Brüder! Euer Ver-halten gegenüber protestantischen Regierungen und den Protestantenüberhaupt.

Darauf erwidere ich: Seyd orthodoxe Priester, dann liefertihr gute Christen; gute Christen waren immerhin getreue Unter-thanen, und somit dient Ihr dem Staate, ohne gerade Staats-diencr zu seyn. Ein Geistlicher, der es gerne sieht, wenn diePolitik der katholischen Kirche aufhelfen soll, ist nicht mein Mann.Zu wünschen ist es: daß die Regierungen sich doch ja nicht inrein kirchliche Angelegenheiten einmischten, um sie, wie sie sagen,zu beschützen. Dieses Einmischen hat noch stets der katholischenKirche geschadet. Religion und katholisches Christenthum steht zuhoch, als daß es in die oft unlauteren Quellen der Politik herab-gezogen werde.

Priester! lernet durch Euch selbst stark und klug zu sey».Jeder Schutz von außen ist eine Hemmung des Innern, darumbleibt unsere römisch-katholische Kirche stets die wahre Religion, nndwird stets Kirche bleiben, weil sie nie und nimmer fremden Händensich zum nnterthäuigstcn Handkuß hergeben wird.

Die Jmpictät läßt sich nur durch den Geist der Pietät ban-nen, und die katholische Religion nur durch Ueberzeugung behaup-ten. Selbstständigkcit allein ziert den katholischen Priester, sie alleinmacht ihn fest, gibt ihm Kopf und Kraft; und wer sich durchdas ganze feste Zusammenhalten fest fühlt, und nur da, wo esnöthig ist, aber dann bestimmt und entschieden handelt, nöthigtRespect ab, und trägt den Sieg davon.

Die andere Frage:Wie sich den Protestanten gegenüberverhalten", beantworte ich: Beweiset ihnen alle Liebe und Achtungals Mitchristen, Mitbürger, die mit uns gleicher Rechte sich er-freuen, in dem einen Staatsvcrbcmde sich befinden. Zeigt praktisch,daß die Liebe in ihrem herrlichen Wirken der Grundtypus eineskatholischen Priesters sey. Helft, unterstützt sie mit Rath und That,