58 demselben spielte Nodrigo Borja , als Papst der Nach¬ folger Jnnozenz ' VIII . , Alexander VI . Auch Alexander VI . war nicht durch die Thüre in den Schafstall Petri gekommen , ebenso wie bei der Wahl seines Vorgängers sind auch bei ihm simoniflische Be¬ einflussungen sicher nachweisbar , und schon sein Vorleben als Cardinal war nicht geeignet , ihn streng denkenden Gemüthern zu empfehlen . Nichtsdestoweniger fehlten auch bei seinem Regierungsantritt hoffnungsvolle Stimmen nicht , zumal aus der Fremde , aus Deutschland , wo man die Dinge nicht so genau übersah . Gerade auf die Deutschen aber hat dann freilich das Rom Alexanders VI . einen tiefverlctzenden Eindruck gemacht , und in nicht wenigen haben die Erlebnisse des Jubiläumsjahres 1500 , wo sich wiederum alle Welt in der Hauptstadt der Christenheit versammelte , schwere Zweifel und Gewiffenskämpfe geweckt . Der böse Geist der Regierung des Papstes ist sein Sohn Cesare Borja , ein Mann , in dem alle schlechten Eigen¬ schaften der römischen Cäsaren wieder aufgelebt zu sein schienen . Die Chronik der Stadt Rom ist in diesen 11 Jahren angefüllt von Blut und Mord , und wenn auch von den gräßlichen Dingen , die noch Ranke in wenigen Zeilen zur Charakteristik der Borja - Herrschaft zu¬ sammengetragen hat , sich gar vieles als Erzeugniß der vergrößernden Fama erweist , so bleibt doch noch genug übrig , um Pastors eingangs erwähntes Urtheil über diesen Pontifikat zu rechtfertigen . Auch die Versuche einer Rettung der Lukrezia Borja , deren Bild Gregorovins mehr glänzend als treu gezeichnet hat , werden nun wohl verstummen müssen . Daß Cesare und Lukrezia in der Geschichte dieses Pontifikats eine so große Rolle spielen , zeigt eben , wie sehr der Papst von der Sorge für seine Familie beherrscht war . Auch für Alexander VI . ist in der äußeren Politik oas Verhältniß zu Neapel und zu Frankreich das wichtigste gewesen . Und in seinen Pontifikat fällt der Kriegszug Karls VIII . , des neuen Cyrus , der nach den Schar¬ mützeln der Condottieri - Kämpfe die Italiener zum ersten Male wieder den wirklichen Krieg kennen lehrte . Ferrante von Neapel war todt , Alexander blieb in den Bahnen seines Vorgängers , indem er Alfons II . dort anerkannte . Aber es war ein morscher Thron , den er stützte , und Giuliano della Novere ergriff die aussichtsvollere Partei , als er nach Frankreich floh . Fünf Monate später stand Karl VIII . in Rom , der Papst sah sich in der Engcls - burg eingeschlossen und zu einem demüthigenden Vertrage mit dem Sieger genöthigt , in dem er Neapel preisgab . Cesare Borja selbst sollte als Cardinallegat , in Wirklich¬ keit als Geisel , die Franzosen auf ihrem märchenhaft schnellen Siegeszug nach dem Königreich Neapel geleiten . Hier freilich wendete sich das französische Kriegsglück . Die heilige Liga vom März 1495 vereinigte Spanien , Oesterreich , Venedig und Mailand mit dem Papste gegen Karl VIII . , nur mit Blühe konnte sich derselbe durch die Schlacht bei Fornuovo , die einer Niederlage gleichkam , den Rückzug nach Frankreich bahnen . — Mitte 1496 schien Italien für einen Augenblick von den Fremden befreit , da der Vorstoß Maximilians nach Oberitalien nur die Bedeutung einer Episode hatte , aber der Nach¬ folger Karls VIII . , Ludwtg XII . , nahm mit um so größerer Kraft dessen italienische Pläne wieder auf . Und diesmal fand es der Papst — nicht zum wenigsten auf Cesare Borja ' s Betreiben — gerathen , sich alsbald auf die Seite Frankreichs zu stellen . Die Venetianer wurden die Dritten im Bunde . Ludovico Moro aber be¬ zahlte seine Gegenstellung mit dem Verluste von Mai¬ land , 1499 , der ein Jahr später durch die Schlacht bei Novara ein endgiltiger wurde . Die neapolitanische Beute konnten die Franzosen freilich nur erlangen , indem sie dieselbe mit den Spaniern theilten . Am 25 . Juni 1501 billigte der Papst den Vertrag , in dem Ferdinand der Katholische sein eigenes Blut verrieth . Man versteht diese wie andere Ereignisse der Re¬ gierung Alexanders VI . erst recht , wenn man beachtet , wie wenig der Papst Herr im eigenen Hause war . Der Streit der Colonna und der Orsini ging auch in seinem Pontifikat weiter ; bald die einen , bald die andern setzten sich gegen den Papst . Sein Versuch , die Orsini zu unter¬ jochen ( 1496 ) , endete mit der Niederlage bei Soriano . Glücklicher war dann sein Sohn Cesare , der es trefflich verstand , die Gegner gegen einander auszuspielen und sich in kurzer Zeit zum Herzog der Nomagna machte . Die Cardinalswürde hatte er bereits 1489 niedergelegt . Der weltliche Stand und der Herzogstitel paßten besser für diesen zum Kriegsmanne geborenen Borja , der alle Welt und schließlich Alexander selbst vor sich zittern machte . ( Schluß folgt . ) Christoph von Stadion , Bischof von Augsburg , und seine Stellung zur Reformation . ( Fortsetzung . ) H . k . Um einen Halt zu gewinnen , schloß sich Christoph im Jahre 1524 dem Bündnisse katholischer Fürsten zu Negensburg an , dessen Spitze scharf gegen die Neugläubigen gerichtet war . Man ward einig , der lutherischen Lehre so viel als möglich Einhalt zu thun , kein Landeskind auf die Universität Wittenberg zu schicken und diejenigen , welche trotz dieses Verbotes auf derselben studirten , weder zu einem geistlichen noch zu einem welt¬ lichen Amte zuzulassen . Diese Beschlüsse machte der Bischof am 1 . Oktober 1524 nebst den sehr nützlichen Verord¬ nungen deS Cardinals Campegio , die sich auf die Kirchenzucht und besonders auf die Sitten der Geist¬ lichen bezogen , vermittelst eines Mandates seinem Klerus bekannt . ^ ) Trotz aller dieser Verordnungen konnte der Bischof in den Religiousangelegenheiten keine Wendung zum Bessern in seiner Diözese erzielen , die neue Lehre ge¬ wann immer festeren Boden . Wie sich der Memminger Magistrat nicht mehr um den Bischof kümmerte , so machte es auch der Augsburger , der auf Andringen der Neuerer im Jahre 1524 verschiedene katholische Kirchengebräuche , besonders aber das Fasten , abschaffte . Er duldete und unterstützte die abtrünnigen Mönche und Prediger , und durch diese wurde beim Pöbel ein fanatischer Eifer ent¬ zündet . Christoph mußte , um eine Stütze zu haben und um feinen Anordnungen Gehör zu verschaffen , seine Zu¬ flucht zum schwäbischen Bund nehmen , der die Parteien durch eine Commission auszugleichen beschloß . ^ ) Es konnte jedoch nichts die Verbreitung der Irrthümer Luthers ver¬ hindern . In Augsburg wurde das hl . Abendmahl unter beiden Gestalten ausgetheilt , die Karmeliten legten den Ordenshabit ab , Or . Frosch und Urban Nhegius vrr - heiratheten sich , ein gewisser Herbort hob die gestifteten Jahrtage auf . In Memmingen wurde seit 1527 das Fastengebot verachtet , mehrere Kirchen wurden von den Lutheranern verunehrt und die Katholiken verfolgt , einem " ) Braun , IH . 229 . - Hcfele . Conc . - Gesch . , IX . 374 f . Braun , III . 236 f . |