Nebenströmung den britischen Staatsmännern ihre gegenlins gerichtete Arbeit erschwerte — eine Strömung, vonder die Königin selber nicht unberührt war.
Dankbar gedenken wir insbesondere des großenGeistes, der weithin die Ära Viktorias beeinflußte —unseres Freundes, wenn je einer im Auslande gelebthat. Thomas Carlyle erzog die besten seiner Lands-leutc zum Verständnis des aus Altpreußen heraus-wachsenden Neudeutschland — welches weder auf er-loschenen Traditionen, noch auf radikalen Wahnvor-stellungen, sondern auf Tatsachen beruhe. Von allem,was er bei seinem zweimaligen Besuche in Deutschland gesehen, gefielen ihm die preußischen Soldaten am meistenmit ihrem „intelligenten Schweigen" — seltsam gewiß füreinen westeuropäischen Philosophen vor 1866 und 1870!Als Greis erlebte Carlyle die Genugtuung, seine Auffassungder deutschen Frage bewahrheitet zu sehen. „Es war,"schrieb er 1867, „eine ganz klare Prophezeiung, daßDeutschland entweder ehrlich preußisch werde oder zu all-mählicher Auflösung kommen mußte. Aber wer von unserwartete, daß wir selbst, anstatt unserer Kindeskinder,es lebend schauen würden!" — „Deutschland steht fürderhinauf eigenen Füßen," bemerkte Carlyle bereits in einemBriefe an Neuberg vom 23. August 1866, „es wird nichtmehr auf der Landstraße zergliedert werden, sondern allenArten von Napoleons und hungrigen, schmarotzendenHunden mit blankem Stahl in der Hand und einem ehr-lichen Ziel im Herzen entgegentreten — dies scheint mirdie beste Nachricht zu sein, die Europa seit vierzig Jahrenoder mehr gehört hat. Möge der Himmel das Werksegnen!" — „Von keinem so merkwürdigen Kriege," schriebCarlyle in sein Tagebuch im September 1870, „habe ichje gelesen, und ich erwarte, daß seine Resultate heilsamer,großartiger und hoffnungsvoller sein werden, als die vonirgendwelchen Kriegen meiner Zeit." Indem Deutschland „den Vorsitz in Europa" angetreten habe, meinte er, seifür Europa eine weitere Frist von mehreren Jahrhunderten
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