Entwicklung die fortlaufende Verstärkung unserer mili-tärischen Machtstellung durch Zuwachs an Geld undMenschen. Ihr verdanken wir es, wenn wir trotz allerHasser und Neider heute sicher und geachtet in Europa dastehen. Denn weder auf agrarer, noch auf kleingewerb-licher Grundlage wären jene Militärvorlagen möglich ge-wesen, welche aus reichlich zuströmendem Rekrutenangebotin kurzen Zwischenräumen immer wieder vermehrte Heeres-ziffern schöpften. Daß wir mit dieser Art der Friedcns-wahrung auf dem richtigen Wege sind, zeigt die Tatsache,daß das Deutsche Reich von seiner Rüstung nicht erdrücktwird, sondern wirtschaftlich fortschreitet und in seiner all-gemeinen Wehrpflicht sogar eine Vorschule zum Jndustria-lismus besitzt.
Aber die Gegenwart weist über Europa hinaus. EineEntwicklung ist zum vollen Durchbruch gelaugt, welchein den englisch -französischen Kämpfen des achtzehnten Jahr-hunderts angebahnt und von Napoleon bewußtermaßenerfaßt war: Die europäische Geschichte wurde über denRahmen Europas hinaus erweitert und zUr Weltgeschichteim eigentlichsten Sinne des Wortes gesteigert. Es handeltsich heute um Erschließung, Beherrschung und Besiedelungjener breiten Gebiete der Halbkultur und der Barbarei,die bisher von der Geschichte unberührt waren. Es handeltsich um ihre kapitalistische Ausbeutung, aber auch um ihrekulturelle Erziehung. Diejenigen Nationen, welche andieser Entwicklung vollen Anteil nehmen, wachsen überden Rahmen des alten Gleichgewichts hinaus und werdenzu eigentlichen „Weltmächten". Wer mit diesen Weltmächtennicht Schritt zu halten vermag, hat keine Aussicht, in denfolgenden Jahrhunderten die Geschicke der Menschheitselbsttätig mitzubestimmen. Auf die politische Sandbankgeworfen, wird er unfrei, weil abhängig von der Duldungder Stärkeren. Aber bei dem engen Zusammenhang allerKulturgebiete steht noch Weiteres auf dem Spiele: Werpolitisch beiseitegeschoben ist, hat keine Hoffnnng, denTalweg des wirtschaftlichen und geistigen Stromes durch
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