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England und Deutschland / von Prof. Dr. v. Schulze-Gaevernitz
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sein Gebiet zu lenken. Er wird zum Nachzügler einesvorwärtsstürmenden Heeres.

Hieraus ergibt sich für uns Deutsche vott heute eineunabweisliche Aufgabe: In den neuen und erweitertenWeltverhältnissen der Gegenwart hat die deutsche Nationdas Recht und die Pflicht der Selbstbejahung das Rechtzugunsten ungezählter Nachfahren, die Pflicht im Interesseder Menschheit. Denn die Menschheit wäre ärmer, wennim Strahlenkränze des göttlichen Lichtes, das sich in denverschiedenen Nationen verschieden bricht, der Strahl desdeutschen Genius verbliche. Damit erhebt sich die überalles ernste Frage: Wird zu Ende des gegenwärtigenJahrhunderts neben den beiden angelsächsischen Welt-mächten, neben der im Augenblick geschwächten, aber inihrem Kerne doch zukunftsreichen slawischen Weltmacht,wird neben den neu aufsteigenden Weltmächten der gelbenRasse unser Deutschland die machtpolitische Gleichberechti-gung behaupten? Wie die Verhältnisse liegen, so kannDeutschland nur durch intensive Steigerungseiner Volkswirtschaft die Enge der kleindeutschenGrenzpfähle überwinden und so mittelbar an der über-europäischen Ausdehnung teilnehmen: Deutschland alsweltwirtschaftlicher Industrie-, Handels- und Gläubiger-staat auf verhältnismäßig starker, europäisch-landwirt-schaftlicher Grundlage.

Wie dem immer sei ob wir wollen oder nicht --der Würfel ist gefallen, den Bismarck geworfen hat. Jetzthandelt es sich nicht mehr um die Wahl des Weges, aufdem wir bereits ein weites Stück zurückgelegt haben.Heute steht und fällt Deutschlands volkswirtschaftlichesDasein mit seinen weltwirtschaftlichen Beziehungen, welchealle Zweige der heimischen Produktion, nicht zum mindestenauch die deutsche Bauernwirtschaft, befruchten; sie alleinermöglichen es, eine Bevölkerung von 65 MillionenMenschen auf enger Fläche zu ernähren.

Mit dem Eintritt Deutschlands in die Weltwirtschaftwurde das Verhältnis zu England für uns eine

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