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England und Deutschland / von Prof. Dr. v. Schulze-Gaevernitz
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Nächst Großbritannien hat kein Land ein gleichesInteresse wie Deutschland an der Ofsenhaltung der Märkteund an kolonialen Absatzgebieten. In allen Zonen be-gegnen sich deutsche und britische Waren. Zwar bahntsich zwischen beiden Mächten auf vielen Gebieten eineArbeitsteilung an, da Deutschlands Industrie vielfachmehr chemisch als physikalisch gerichtet ist. Trotzdemberührt Deutschlands gewerblicher Aufstieg die britischeVorherrschaft in einzelnen Punkten außerordentlichschmerzlich.

In der Erzeugung von Eisen und Stahl ist Groß-britannien bekanntlich von Deutschland überflügelt worden.(Vergl. Tab. 58.) In der Ausfuhr von Eisen und Eisen-waren streift Deutschland heute an Großbritannien heran,hinter dem es zu Beginn der achtziger Jahre nochhoffnungslos zurückstand.

Man denke ferner, um an einen immerhin nichtunwichtigen Einzelfall zu erinnern, an die Industriedes künstlichen Indigo. Beispielshalber hierüber einigeAngaben. Vor Jahrhunderten vernichtete der von Westenher vordringende Indigo ein Schützling des westeuro-päischen Merkantilismus die deutsche Waidkultur undWaidfärberei, das Gewächs spätmittelalterlicher Stadt-organisation. Der Indigo war eine Waffe des britischenKapitalismus, sowohl des kolonialen als des textil-industriellen. Johann Heinrich Schneidler, Schönfärber inHannover , schrieb 1803 in einem Aufsatz über die Baum-wollfärberei:Die Engländer sind einmal hierin jederanderen Nation zuvorgekommen; durch ihren National-reichtum sind sie bereits im Besitze alles dessen, was zurVollkommenheit dieser Industrie gehört; wie ein Koloßragen sie unter dem Haufen derer hervor, die es mitihnen aufzunehmen wagen, und lächeln ihrer Ohnmacht.Es scheint auch fast für immer vergebens zu sein, vorzüg-lich für die armen Deutschen , denen es zwar nicht amWillen, aber desto mehr an Kraft gebricht, gegen eineNation anstreben zu wollen, die so große, entscheidende