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England und Deutschland / von Prof. Dr. v. Schulze-Gaevernitz
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Heil als Geschenk eines fabelhaften äsus ex maobina er-warten, so verwirrt diese ihre eigene Schwäche auch ihreBeurteilung der auswärtigen Lage. Ein siegreiches Pro-letariat soll in Bälde eine allgemeine Weltverbrüderungherbeiführen und durch ungeheure Produktionssteigerungden Kampf der Völker um den Futterplatz beseitigen. DieserGedanke gehört in die Kinderstube; leider ist er nicht sopoetisch und nicht so harmlos wie das Märchen vomTisch-lein deck' dich"!

Tatsächlich wäre der wirtschaftliche Rückschlag, welchereiner Niederlage gegen England folgen müßte, das einzigeMittel, die Zukunft der deutschen Arbeiterbewegung, da-mit aber auch die Zukunft Deutschlands , lahmzulegen.

Auch sollten die Arbeiter nicht vergessen, daß dieMarine innerhalb des staatlichen Organismus erfahrungs-gemäß einen freiheitlichen und verkehrsfreundlichen Be-standteil darstellt. Der Flottenbau fördert den Industrie-staat. Er beschäftigt hochbezahlte und organisationsfähigemännliche Arbeiter, die sich das Weib als Hausfrau undKindererzieherin leisten können. Dagegen gefährden dieMode-, Saison- und Luxusindustrien durch Unterernährungden körperlichen Bestand der Arbeiterklasse dies umso mehr, als sie schlechtbezahlte weibliche und jugendlicheHeimarbeiter bald anziehen, bald auf das Pflaster werfen.

Indem die Arbeiter die Flotte verweigern, verurteilensie sich selbst zu politischer Einflußlosigkeit. Zwar sindauch in Wehrmachtsfragen realistischere Auffassungen imAufsteigen, wie sie etwa in denSozialistischen Monats-heften" gelegentlich nach Ausdruck ringen. Auf dem Ge-werkschaftskongreß zu Hamburg 1908 erklärte der Ab-geordnete Molkenbuhr die antimilitaristische Propagandavieler Parteifreunde fürkleinbürgerlichen Radikalismus".Eiu Bernstein wagte den Satz:Wo wichtige Interessender Nation in Frage stehen, kann die Jnternationalitätkein Grund schwächlicher Nachgiebigkeit gegenüber denPrütensionen ausländischer Interessenten sein." Aber nochscheinen solche Unterströmungen auf lange hinaus zu

England und Deutschland . S.