schwach, um auf den Gang der Parteipolitik Einfluß zugewinnen. Wie dem immer sei, jedenfalls ist die politischeRückständigkeit der deutschen Arbeiter kein ernsthaftesHindernis des Flottenbaues.
Das gleiche gilt von der Hoffnung unserer „Freunde",daß Deutschland sich durch den Flottenbau finanziellzugrunde richte. Zwar scheint diese Meinung auf denersten Blick berechtigt, wenn man das chronische Defizitdes Deutschen Reiches und seine in Friedenszeiten wachsendeVerschuldung mit dem glänzenden Stande der britischenFinanzen vergleicht.
Durch eine mustergültige Ordnung der Finanzen hatder Liberale Gladstone das britische Weltreich untermauert.Sein System verbindet bekanntlich, unter Freilassung dernotwendigsten Lebensbedürfnisse, direkte Steuern mit Ver-brauchsabgaben auf Massenluxus, wobei der Schwerpunktimmer noch auf letzteren ruht. Im Rechnungsabschluß fürdas Finanzjahr 1906/07 brachten Zölle und Verbrauchs-steuern an 65 Millionen Lstr., Einkommen- und Erb-schaftssteuer dagegen nur an 50 Millionen Lstr. Das „frei-händlerische" Großbritannien erhob 1906 an Zöllen17,13 M., Deutschland nur 10,34 M. pro Kopf der Be-völkerung.
Die Erfolge dieser „Freihandelsfinanz" sind mit denHänden zu greifen. Der Voranschlag für das abgelaufeneFinanzjahr 1907/08 sah eine Einnahme von 152,8 Mil-lionen Lstr. vor, die wirklichen Einnahmen beliefen sichauf 156,5 Millionen Lstr.; die Ausgaben waren mit152,5 Millionen Lstr. angesetzt, betrugen aber in Wirk-lichkeit nur 151,8 Millionen Lstr., so daß sich ein Mehrvon 4,7 Millionen Lstr. herausstellte. Der Voranschlagfür das Finanzjahr 1908/09 umfaßte Einnahmen von157 770 000 Lstr. und Ausgaben von 152 869 000 Lstr.Der Überschuß von 4,9 Millionen Lstr. erlaubte die Zucker-zölle um mehr als die Hälfte zu ermäßigen, den Stempelauf Seeversicherungspapiere herabzusetzen und endlich1,2 Millionen Lstr. für die Altersversicherung bereitzu-
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