Druckschrift 
England und Deutschland / von Prof. Dr. v. Schulze-Gaevernitz
Seite
37
Einzelbild herunterladen
 
  

denn je aus überseeischen Quellen gespeist wird. Könnte derFlottenverein ein würdigeres Ziel der Agitation erwählen,als eine kräftige, dabei vernünftig abgestufte, insbesonderedie Zahl der Kinder berücksichtigende Reichserbschafts-steuer?

In letzter Linie setzen unsereFreunde" ihre Hoffnungauf internationale Schiedsgerichte und Abrüstungsverträge.Abrüstung ist so lange eine unpraktische Frage, alseine Macht es in ihrem Belieben hat, von heute aufmorgen, wenn sie will, unsere Schiffahrt und unseren See-handel zu vernichten und damit unser nationales Daseinins Herz zu treffen.

Man vergesse nicht: mit der Steigerung des Seeverkehrsund dem Wachstum der Handelsflotten lastet die britischeSeeherrschaft schwerer als vor fünfzig Jahren auf der nicht-britischen Welt. Wieviel mehr an schwimmenden Wertenwürde heute jede der großen Volkswirtschaften in einemKriege mit England auf das Spiel setzen!

Können wir die Abrüstungsvorschläge einer Machternst nehmen, deren Flottenausgaben das Vierfache derdeutschen betragen? Noch 1904 stand einer britischenMarineausgabe von 880 Millionen Mk. eine deutsche vonnur 167 Millionen Mk. gegenüber. (Vergl. auch die höchstbezeichnenden Tab. 23 u. 24.) Die britischen Pazifistenbefürworten die Abrüstung der andern, welche diebritische Seeherrschaft selbstverständlicherweise unange-fochten ließe und gar vertragsmäßig verewigte. Als derbekannte Friedensapostel Herr Stead aus Deutschland zurückkehrte, verlangte er als britischer Flottenapostel fürjeden deutschen Kiel zwei britische. VWeils 68t, 8atirmnnon Zeribors.

England wird früher oder später sich damit abfindenmüssen, daß seine Seeherrschaft des neunzehnten Jahr-hunderts einem maritimen Gleichgewicht von vier bis fünfMächten im zwanzigsten Jahrhundert Platz machen muß.Je eher es sich zu dieser Einsicht durchringt, um so besserfür den Weltfrieden.

37