übertreffen wird. (Tab. II.) Noch führt Deutschland ,im Gegensatz zu den kolonialen Rohstoffgebieten, hoch-wertige Jndustrieartikel in gewaltigen Beträgen von Groß-britannien ein. Vornan stehen feine Garne und Gewebe,Wolltuche, Baurnwolltülle usw., daneben Maschinen undSeeschiffe. Im Jahre 1907 kaufte Deutschland vonEngland Garne im kolossalen Werte von 230 MillionenMark. Recht eigentlich britische Erzeugnisse wie Seeschiffeund Fische werden gegen ebenso eigentümlich deutsche Waren wie Teersarben, Klaviere und Spielzeug zu etwagleichen Werten getauscht. Deutschlands Markt öffnet sichbritischen Luxusartikeln, wobei das Schwinden franzö-sischer, das Vordringen englischer Einflüsse im deutschen Lebenszuschnitt seine Rolle spielt. Dieser Umschwung aber,der doch die Rückkehr zu unserer eigensten Grundlagebedeutet, vollzieht sich „mit zwingender Strenge".
Trotzdem wird — angesichts der in Tab. IV mitgeteiltenZiffern — den britischen Finanzreformern zuzugeben sein,daß Deutschland im Verhältnis zu England mehr undmehr in die Rolle des exportierenden Industriestaates hin-einwächst. Insbesondere bahnt sich auf dem Gebiete derTextilindustrie zwischen beiden Ländern eine außerordent-lich reichgegliederte Arbeitsteilung an, wobei — vor-wiegend in zweiten Qualitäten — Deutschland ein leichtesÜbergewicht behauptet. Der britischen Kohlenausfuhr nachDeutschland entspricht die Ausfuhr des höher verarbeitetendeutschen Zuckers nach England . Diese Ausfuhr ist aller-dings kein sicherer Besitz Deutschlands , da der kolonialeRohrzucker, dessen Bundesgeuossin die tropische Sonne ist,früher oder später den Rübenzucker auch von Freihandels-märkten verdrängen dürste. Diese Verdrängung hat sichunter dem Druck handelspolitischer Maßregeln in Kanadajäh vollzogen.
Aber wenn für Deutschland der englische Markt heuteimmerhin wichtiger sein mag als der deutsche Markt fürGroßbritannien , so liegt das Verhältnis zum britischenWeltreich gerade umgekehrt. Deutschland ist von allen
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