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keinen Beweis für ihre Richtigkeit und kann ihn auch nicht geben. Der Eindruckder „Enthüllung“ wird aber auch hier natürlich erweckt. Das schadet natürlichden wirklichen Enthüllungen des Fürsten , von denen man infolgedessen nicht immerweiss, ob auch sie einfach nachgesprochen sind.
Dass diese Flüchtigkeit — die man dem Verfasser nicht vorwerfen darf, da erja keine Veröffentlichung wollte, — oft zu gröbsten Missverständnissen führen kann,beweist beispielsweise die Art, wie die Resümierung der Schuldfrage in Deutschland aufgefasst wurde. Vielleicht hätten sich die deutschen Feinde des Fürsten wenigergegen ihn empört, wenn sie bei der Aufzählung der einzelnen Feststellungen überdie Schuldfrage nicht über den wichtigen Satz hinweggesehen hätten:
„ Wie aus allen amtlichen Veröffentlichungen hervorgeht und auch durch unserWeissbuch nicht widerlegt wird“.
Die amtlichen Veröffentlichungen sind, da ausserdem das Weissbuch noch aus-drücklich genannt wird, die £nfe/?fe-Farbbücher. Es ist natürlich in den Augen derdeutschen Gegner des Fürsten schon ein schweres Verbrechen, dass er die Schuld-frage nach den feindlichen Farbbiichern beurteilt! Aber dieses Verbrechen ist dochimmerhin weniger schwer und den deutschen Interessen weniger schädlich, als wenner diese Anklagen als Ergebnis seiner eigenen Erfahrungen gemacht hätte. Dastut er aber nicht. Das tut er schon deshalb nicht, weil er dazu gar nicht in derLage war, da er die betreffenden Ereignisse nicht selbst miterlebt hat, wenn er auchdurch die unmittelbare Anreihung dieser den Ententedokumenten entnommenenLeitsätze an seine Darstellung seinen eigenen Standpunkt kennzeichnet. Aber dieOffiziösen hätten doch nicht übersehen sollen, dass der Fürst damit diese Feststel-lungen keineswegs als Schlussfolgerung seiner eigenen Erfahrungen hinstellt, dasses sich also nicht um böswillige Enthüllungen des Fürsten, sondern um Wieder-holung der bekannten Ententeauffassung handelt und dass es im Gegenteil äusserstbezeichnend ist, wenn der Fürst bei den Deutschland ungünstigen Feststellungenauf Ententequellen angewiesen ist.
Diese Bemerkungen mögen genügen, um Methode und Darstellung kurz zucharakterisieren. Was die einzelnen geschichtlichen Angaben betrifft, müssen wirnatürlich dem Verfasser die Verantwortung überlassen. Jagow und Mensdorffhaben bekanntlich die ihnen in den Mund gelegten Aeusserungen energisch be-stritten. Auch der Hinweis auf die Beschlussfassung vom 5. Juli ist in Deutsch-land mit einem Dementi beantwortet worden. Was endlich den Stil betrifft, somag nur gesagt werden, dass er hier und da in der Charakterisierung einzelnerenglischer Persönlichkeiten frisch und anziehend wirkt, aber natürlich auch unterder sprunghaften Art des Verfassers leidet, der z. B. dem Charakterbild Greyshinzufügt, dass sein Bruder durch einen Löwen getötet wurde! Einzelne Stellensind unklar und allzu langatmig. Hier und da gerät die Darstellung wiederum inschnellen leidenschaftlichen Fluss, so, wenn der Fürst sich darüber beklagt, dassman ihm seine Erfolge neidete, und wenn er dann alle Ereignisse unter diesemGesichtspunkt beurteilt. Dann geht auch der kühle Verstand mit dem Herzendurch und es entstehen Entgleisungen, wie der Satz, in dem der Fürst den Kriegs-ausbruch darauf zurückführt, dass Berlin ihm nicht den Erfolg der Friedensver-mittlung gönnte! Solche Stellen wirken natürlich peinlich. Aber man darf nievergessen, dass der Fürst nicht für die Oeffentlichkeit schrieb, sondern nur einemgepressten Herzen Luft machen wollte. Er ist sicher nicht der Einzige, der in