so dass der ganze Vertrag schon im August 1913 vor Antritt meines Urlaubes vonSir Ed. Grey und mir paraphiert werden konnte.
Die deutsche Regierung geniert sich. Sie will ihren Interessen in Portugal
nicht schaden.
Nun sollten aber neue Schwierigkeiten entstehen, die die Unterzeichnung verhin-derten und erst nach einem Jahre, also kurz vor Kriegsausbruch, konnte ich die Er-mächtigung erhalten zum endgültigen Abschluss. Zur Unterzeichnung aber ist es nichtmehr gekommen.
Sir Ed. Grey wollte nämlich nur unterzeichnen, falls der Vertrag mit samt denbeiden Verträgen von 1898 und 1899 veröffentlicht würde. England besitze sonstkeine geheimen Verträge, und es sei gegen die bestehenden Grundsätze, bindendeAbmachungen zu verheimlichen. Er könne daher keinen Vertrag eingehen, ohne ihnzu veröffentlichen. Ueber Zeitpunkt und Art der Veröffentlichung sei er aber bereit,unseren Wünschen Rechnung zu tragen, vorausgesetzt, dass die Veröffentlichungin längstens Jahresfrist nach Unterzeichnung erfolge.
Im Auswärtigen Amt aber, wo meine Londoner Erfolge zunehmendes Missver-gnügen erregten, und wo eine einflussreiche Persönlichkeit, die die Rolle des Herrnvon Holstein spielte, den Londoner Posten für sich in Anspruch nahm, erklärteman, die Veröffentlichung gefährde unsere Interessen in den Kolonien, da die Portu-giesen uns alsdann keine Konzessionen mehr geben würden.
Die Nichtigkeit des Einwandes erhellt aus der Erwägung, dass der alte Vertragden Portugiesen höchstwahrscheinlich ebenso längst bekant war, wie unsere neuenAbmachungen, angesichts der Intimität der portugiesisch-englischen Beziehungenund dass bei dem Einfluss, den England in Lissabon besitzt, die dortige Regierungeinem deutsch -britischen Einverständnisse gegenüber völlig willenlos ist.
Berlin verzichtet, weil das Abkommen, das gegen die englisch -portugiesischenVerträge (Unabhängigkeit Portugals ) verstösst, als „Beweis britischer Heuchelei
und Perfidie“ gelten könnte.
Es galt also, einen andern Vorwand zu finden, um den Vertrag scheitern zulassen: Die Bekanntgabe des Windsorvertrages, der zur Zeit des Fürsten Hohenlohegeschlossen wurde und der nur eine Erneuerung des niemals ausser Kraft ge-tretenen Vertrages Karls II. war, könne die Stellung des Herrn von BethmannHollweg gefährden, als Beweis britischer Heuchelei und Perfidie!
Ich wies darauf hin, dass die Einleitung zu unsern Verträgen ganz dasselbebesage wie der Windsorvertrag und wie andere ähnliche Verträge, nämlich, dasswir die souveränen Rechte Portugals wahren und die Unversehrtheit seines Besitzesschützen wollten. Vergebens! Trotz wiederholter Unterredungen mit Sir Ed. Grey ,bei denen der Minister immer neue Vorschläge machte für die Veröffentlichung,beharrte das Auswärtige Amt auf seinem Standpunkt und verabredete schliesslichmit Sir Ed. Goschen, dass alles so bleiben sollte, wie es bisher gewesen!
Die wahre Ursache des Verzichts: Berlin gönnt Lichnowsky den Erfolg nicht.
Der Vertrag, der uns ausserordentliche Vorteile bot, das Ergebnis einer mehrals einjährigen Arbeit, war somit gefallen, weil er für mich ein öffentlicher Erfolggewesen wäre.
Als ich im Frühjahr 1914 gelegentlich eines Diners auf der Botschaft, an demMr. Harcourt teilnahm, den Gegenstand berührte, erklärte mir der Kolonialminister