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Der Abschluss der deutschen Münzreform / von Karl Helfferich
Entstehung
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Bei diesen Fragen liegt vor allem die Gefahr nahe, dafs mandie Notwendigkeit und Ueberflüssigkeit, Eeliebtlieit und Un-beliebtheit der einzelnen Sorten nach seinem persönlichen Ge-schmack oder nach dem Geschmack seines Bekanntenkreises be-urtheilt, während andere Schichten ganz anderer Ansicht sind.Daher kommen die zahlreichen sich häufig ganz widersprechendenGesuche, welche iu Bezug auf die Stückelung unserer Münzen fort-gesetzt an die Reichsbehörden gerichtet werden.

Nun giebt es aber im deutschen Geldverkehr eine Stelle, beiwelcher sich sowohl die Beliebtheit und Unbeliebtheit der ein-zelnen Müuzsorten als auch der Gesammtbedarf des Verkehrs anScheidemünzen deutlich kund thnt. Diese Stelle ist die Reichs-bank.

Das Baukgesetz vom 14. März 1875, durch welches dieReichsbank ins Leben gerufen worden ist, hat diesem Institut dieVerpflichtung auferlegt, den Geldumlauf im gesammten Reichs-gebiet zu regeln. Zu dieser Verpflichtung gehört insbesondereauch die örtliche Regulirung des Scheidemünzumlaufs. Es war

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deshalb durchaus im Sinne des Bankgesetzes, dafs der Bundes-rath einer Anzahl von Reichsbankkasseu die dem Reiche ob-liegende Verpflichtung der Umwechselung von Scheidemünzengegen Goldgeld übertrug. Die Reichsbank ist aber behufs Re-gelung des Geldumlaufs über diese ihr ausdrücklich auferlegteVerpflichtung noch weit hinausgegangen. Obwohl sie nicht ver-pflichtet ist so wenig wie eiu Privatmann, Reichssilbermünzeniu Beträgen von mehr als zwanzig Mark in Zahlung zu nehmen,nimmt sie diese Münzen in ihren Geschäftsräumen in jedem Be-trage an. Obwohl sie ferner, wie Jedermann, berechtigt ist,Thaler bis zu jedem Betrag in Zahlung zu geben, zahlt sie inBerlin stets, in der Provinz, soweit ihre Bestände ausreichen, aufVerlangen in Gold. Sie liefert ferner an allen ihren mit Ivassen-einrichtung versehenen Zweigniederlassungen gegen Noten und Gold

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bereitwillig diejenigen Münzsorten, welche von ihr verlangtwerdeu, soweit ihr Vorrath ausreicht. Die Zweiganstaiten sindferner angewiesen, an die Zentralstelle über die bei ihnen ver-fügbaren Bestände und die an sie herantretende Nachfrage nachden einzelnen Sorten fortlaufende Meldung zu erstatten.

Die Reichsbank liefert also dem Verkehr soviel Silber-,Nickel- und Kupfermünzen, wie der Verkehr von ihr verlaugt;