Druckschrift 
Der Abschluss der deutschen Münzreform / von Karl Helfferich
Entstehung
Rechtsdrehung 90°Linksdrehung 90°
 100%
 100%
 0%
 0%
 0%
 
Einzelbild herunterladen
 
20 mm

I.

Als das Deutsche Reich in den ersten Jahren seines Bestehensan die schwierige Aufgabe herantrat, die verschiedenartigen Landes-währungen durch eine einheitliche Reichswährung zu ersetzen, diesich in wichtigen Punkten von den bestehenden Geldsystemenunterschied, war man sich wohl in den entscheidenden Prinzipien-fragen über die neu zu schaffende Ordnung klar, aber in vielenEinzelheiten liefs sich maugels jeder praktischen Erfahrung einwillkürlicher Griff nicht vermeiden.

Mit Ausnahme der freien Stadt Bremen hatten bis dahin alledeutschen Staaten Silberwährung. Nachdem man sich im Prinzipdafür entschlossen hatte, das neue deutsche Geldwesen auf derGrundlage der Goldwährung zu ordnen, entstanden eine Reihe vonFragen, für deren Lösung die bisherigen Verhältnisse keine An-haltspunkte boten. Die wichtigste dieser Fragen war. wie grofsder Bedarf des deutschen Verkehrs an Silbergeld und kleinerenScheidemünzen sein werde, wenn der Umlauf mit Goldmünzen ge-sättigt sein und Goldmünzen allein zu allen grölsereu ZahlungenVerwendung finden würden. Eine andere wichtige Frage, welchedurch die Neueinführung des Dezimalsystems noch komplizierterwurde, war die Wahl der einzelnen Münzstücke des neuen Sy-stems.

Für die Beurtheilung der ersteren Frage kam in Betracht,dafs bei einer Goldwährung darauf gehalten werden inufs, dafs derUmlauf von Silbermünzen und andern Scheidemünzen das Be-dürfnifs des Verkehrs nicht überschreitet. Bei den fortgesetztenSchwankungen im Werthverhältnifs zwischen Gold und Silber hates sich als nothwendig herausgestellt, die Silbernlünzen nicht zuihrem vollen Goldwerth, sondern soweit unter ihrem Werth auszu-prägen, dafs auch eine denkbare Steigerung des Silberpreises den