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Geschichte der Buchdruckerkunst in ihrer Entstehung und Ausbildung : Ein Denkmal zur vierten Säcular-Feier der Erfindung der Typographie ; Mit einer reichen Sammlung in Holz und Metall geschnittener Facsimiles der seltensten Holztafeldrucke, Nachbildungen von Typen alter berühmter Officinen und Proben von Kunstdrucken nach den neuesten Erfindungen unserer Zeit / von Dr. Karl Falkenstein, Königl. Sächs. Hofrathe und Oberbibliothekar, ...
Entstehung
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Gütenberg in Straßburg .

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jserin Thür" (Anna zur eisernen Thüre), derletzten ihres Geschlechtes, wegen eines angeblichihr gegebenen Eheversprcchens bei dem bischöflichenNichter zu Straßbnrg verklagt. Da die Klägerinnachher in den Registern desHelbelingszolles"(Pfennigzolles) zu Straßburg vom Jahre 1443unter dem NamenEnucl Gutenbergin" vor-kommt, als habe sie den Weinzoll richtig bezahlt:so ist zu vermuthen, daß er sich spater mit ihrvermahlt, obwol sich nirgends eine Spur findet,daß er mit ihr gelebt habe.

1438.

Ungefähr ein Jahr spater (1438) machte Gu-tenberg mit Hans Riffe, Vogt zu Lichtem», einenVertrag zur Ausübung einer anderen geheimenKunst, mit deren Erzeugnissen sie gemeinschaftlichdie Wallfahrtsmesse zu Aachen im Jahre 1439 zubeziehen gedachten. Die Sitte dieser Wallfahrt hatsich bis auf die neueste Zeit erhalten und fandselbst noch in unseren Tagen 1837 und 1839 statt.Gutenberg sollte zwei Dritttheile, Riffe ein Dritt-theil des Gewinnes erhalten. Kaum hatte dies derschon erwähnte Dritzehn erfahren, als er nicht eherrnhete, bis man ihn auch zur Theilnahme amUnterrichte in die Gesellschaft aufnahm. DieselbeBitte richtete Anton Heilmann, von welchem dieGenossen wahrscheinlich Geld geliehen hatten, fürseinen Bruder Andreas Heilmann an Gntenberg,was ebenfalls gewährt ward, vbschon Letztererfürchtete, dessen Verwandten möchten die Sachefür Gaukelwcrk halten. Die Gesellschaft bestandjetzt aus vier Theilnchmern: Guteubcrg, Riffe,Dritzehn und Heilmann. Der Lehrer sollte dieHälfte, Riffe ein Viertheil und die beiden Uebri-gen zusammen das letzte Vierthcil des Ertrageserhalten. Als Lehrgeld sollten Dritzehn und Heil-mann jeder achtzig Gulden bezahlen. Hier dringtsich unwillkürlich die Frage ans.- Worin bestanddenn eigentlich die Kunst, mit deren Erzengnissendie Gesellschaft die WallfahrtSmcsse zu Aachen be-ziehen wollte, und von der sie sich so hohen Gewinnversprach? Hören wir, waS Anton Hcilmann alsZeuge iu dem Processe, welchen Georg Dritzehnnach dem Tode seines BruderS Andreas gegen

Guteubcrg führte, hierauf selbst zur Antwort giebt: Item Her Anthonie Heilmann hat geseit AIS ergewar wurde das Gntenberg Andres Dritzchen zueinein driten teil wolte nemen in die Ocher heil-tnmS vart (Aachener HeiligthnmSfahrt) zu denspiegeln do bete er jn gar flisscclich das er Andressinen Brnder ouch darin neme, wolte er znmol gernumb jn verdienen."

Im Herbste deö Jahres 1438 hatte Gutenberg noch nicht angefangen, seine Gesellschafter in derKunst zu unterrichten. Diese hielten sich zwar sehroft im Kloster zu St. Arbogast dicht vor deu ThorenStrasiburgS auf und waren so emsig in der Arbeit,daß sie öfters bei ihrem Lchrherrn aßen und tranken.Um dieselbe Zeit, nach der Ernte, drängte AndreasDritzehn seinen Schuldner, den VancrSmann HansNiger zu BischofSheim und andere seiner LandSlenteum Zahlung der Ziuscu,indem er etwas im Werkehabe, wo er nicht Geld genug auftreiben könne."Auf die Frage, was er denn zu schaffen habe, ant-wortete Dritzehn:Ich bin ein Spiegelmachcr."

Während die Genossen bei Gntenberg fast täg-lich aus und ein gingen, bemerkten sie, daß er nochandere Küuste trieb, die er aber sorgfältig vor ihnenverbarg. Da er aber laut des früheren Vertragesnicht verbunden war, sie in etwaS anderem, als derKunstSteine zu schleifen" undSpiegel zn be-legen", zu unterweisen: so ließen sie nicht eher ab,bis er 1433 einen neuen Coutract auf fünf Jahremit ihnen abschloß, in welchem er sich verbind-lich machte, sie alle Künste, die er verstehe undalle Geheimnisse und Vortheile zu lehren. Dafürmußten ihm Beide zusammen noch ein Lehrgeldvon 250 Gulden bezahlen, und zwar ein Jedersogleich 50 Guldcu baar, die übrigen 50 Guldenaber in bestimmten Terminen. Heilmann bezahlteseine 50 Gulden sogleich, Dritzehn aber nur 40Gulden abschläglich, so daß nach seinem zu Endedes Jahres 1438 erfolgten Tode noch der Rückstandmit 10 Gulden und die Hälfte der 200 Guldenmit 100, also im Ganzen 110 Gulden zu entrich-ten waren. Statt des Verstorbenen verlangte nundessen Bruder, Georg Dritzehn, daß Gntenbergan die Stelle seines BruderS Andreas nun ihnselbst nebst seinem anderen Brnder Nicolaus in