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Geschichte der Buchdruckerkunst in ihrer Entstehung und Ausbildung : Ein Denkmal zur vierten Säcular-Feier der Erfindung der Typographie ; Mit einer reichen Sammlung in Holz und Metall geschnittener Facsimiles der seltensten Holztafeldrucke, Nachbildungen von Typen alter berühmter Officinen und Proben von Kunstdrucken nach den neuesten Erfindungen unserer Zeit / von Dr. Karl Falkenstein, Königl. Sächs. Hofrathe und Oberbibliothekar, ...
Entstehung
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Erfindung der Schriftgießerei. 109

gleiches Namens, die schon in der Mitte des drei-zehnten Jahrhunderts in Urkunden vorkommt, wnrdenach der Eroberung von Mainz durch den Erz-bischos Adolf von Nassau 1462 dem Ritter Vrömservon RüdeSheim geschenkt, weil diezum Jungen"der Partei des GegenerzbischofS Diether angehörthatten. Fortan wurde das Haus auchder Bröm-ser oder Brimser Hof" genannt, kam nach undnach käuflich an die Familien Greifeuklan, Schöf-fer, von Limburg , Waltmann, Zink, Cnllmann,Will, Kracher, Jurian, Döhren, von Dalberg,Weidmann und Barth, welche Letztere es noch jetztbesitzt. Der jetzt sogenannteHananer Hof" scheintin früher Zeit einen großen Theil des Hofes zumJungen " ausgemacht zu haben.

Viele Gelehrte und selbst Kunstverständige sindder Meinung, daß wer immer die Mutterformenoder Matrizen erfand, nothwendig anch die Patri-zen müsse erfunden haben, indem die Erstere nurdurch die Letztere entstehe und Eine ohne die Anderenicht denkbar sei, weil die Matrize nicht gegossenwerden könne. Allein diese Ansicht ist irrig. ESist nicht nur nicht unmöglich, Matrizen durchGießen hervorzubringen, sondern es ist im Gegen-theile leichter und der Gedanke dazu lag in der Thatviel näher, als das Schaffen derselben durch Eiu-sehlagung eines stählernen Stempels in ein Kupfer-täfelcheu. Als Gutenberg beschäftigt war, jedeneinzelnen Buchstaben viele hundertmal in Holz zuschnitzen oder in Metall zu schneiden, mußte ihn dieLangwierigkeit dieses Verfahrens auf den Gedankenführen, daß, wenn er über den einen derselben eineForm machte, er die nöthige, wenn anch noch sogroße Anzahl mit unendlich weniger Arbeit ausMetall würde gießen können. Was etwa JohannFust zu Ausführung dieses schöpferischen Gedankensbeigetragen, mag wol mehr seinem Brnder JakobFnst, dem Goldschmied, zugerechnet werden, dermit dem Schnitzen der Metalte, ihrem Eingießenin Formen und Modelle, dem Einschlagen vonPunzen bei erhabenen Gold- und Silbcrarbeiten,mit der Führung des Grabstichels bei Ciselirungcnund bei Anfertigung der Nicllcn n. s. w., welchesVerfahren der Schriftschneiderei und Schriftgießereiziemlich analog ist, gewiß besser als sein Bruder

Johann Fnst, der RechtSgelehrtc, umzugehen wußte.Die Vervielfältigung kleiner Heiligenbilder, Bas-reliefs, Medaillen nnd mancher Verzierungen anGefäßen, als BlumenknoSpen, Thicrköpfe und der-gleichen dnrch Gießung mittelst einer über den zuvervielfältigenden Gegenstand gemachten Form, wareine längst und ganz allgemein bekannte Sache.Welche Schwierigkeit hätte denn nnn haben kön-nen, über einen Buchstaben eine Form zu »laeben,sei es von weicher Thonerde oder von flüssigemMetall?

Nach den Zeugnissen eines Trithcim und Mari-augcluö Accursius habcu Gutenberg nnd Fust zuerstmit bleiernen und zinnernen, dann mit ehernen,vielleicht kupfernen Buchstaben gedruckt. Obgleichnirgends mit Bestimmtheit zu entnehmen ist, inwelchem Jahre die beideu Erfinder die ersten Ver-suche des Schriftgießcus gemacht haben: so läßtsich dennoch die Zeit dieser Erfindung in den An-fang des fünften Decenniums dcö fünfzehnten Jahr-hunderts setzen; denn es erhellet aus dein Jnstrn-mcnte des Notars HelmaSspcrger, daß Fust am6. Dee-mber des Jahres 1452 dem Gutenberg aber-mals Gulden vorgeschossen habe. Es lcnchtetein, daß der vorsichtige uud klug berechnende Fnstwol schwerlich dieses zweite Capital würde aus dasSpiel gesetzt und in ein Geschäft gegeben haben,das noch keinen Gewinn abgeworsen nnd wofürihm Guteuberg kein neues Unterpfand verschreibenkonnte, wäre Letzterer im Jahre 1450 noch nicht wei-ter gewesen als jeder andere Briefdruckcr und hätteer nicht die gemachte Erfindung deS Schriftgicßensuud SetzcuS schon bis aus den Punkt gebracht, daßer ihm eine sichere Aussicht auf das Gelingen einesganzen Bibeldrucks und mithin einen erheblichenGewinn, sowie einen glänzenden Erfolg von höch-ster Wichtigkeit hätte eröffnen können. Jetzt aberkonnte er eines glücklichen Erfolges gewiß sein undnahm daher keinen Anstand, das Geschäft durcheine neue Darleihung zu fördern. ES scheint aberanch, daß Gutenberg selbst noch mehr als Fnst indasselbe verwendet habe; denn Peter Schöffer er-zählte dem Abte Trithemius ,daß sie beim Druckeder Bibel über 4000 Gulden ausgegeben hätten, ehesie noch die dritte O-uaternion (Lage von je vier