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Geschichte der Buchdruckerkunst in ihrer Entstehung und Ausbildung : Ein Denkmal zur vierten Säcular-Feier der Erfindung der Typographie ; Mit einer reichen Sammlung in Holz und Metall geschnittener Facsimiles der seltensten Holztafeldrucke, Nachbildungen von Typen alter berühmter Officinen und Proben von Kunstdrucken nach den neuesten Erfindungen unserer Zeit / von Dr. Karl Falkenstein, Königl. Sächs. Hofrathe und Oberbibliothekar, ...
Entstehung
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110 Erfindung der

Bogen, also den zwölften Druckbogen) zu Standegebracht." Da nun die zweimaligen ZuschüsseFust's in 1600 Gulden bestanden, so gehet daraushervor, daß Gutcuberg, vielleicht durch Unter-stützung seiner Verwandten, über 2400 Gnldenmüsse beigetragen haben.

Nun konnten Gutenberg und Fust aber, mitdem nöthigen Apparate an Lettern, Pergament,Papier, Schwarze u. s. w. versehen, an den Druckeines größeren Werkes denken. Ihre Wahl fielauf deu Druck einer lateinischen Bibel, L!l>I!alittin-t viilxaw, welche, als das heiligste aller Druck-werke, die erste Frucht ihrer Erfindung sein sollte.Welches andere Bnch hatten sie im Interesse derMenschheit, sowie in ihrem eigenen, diesem Bucheder Bücher, j nach welchem die meiste Nachfragewar, vorziehen können?

Das übereinstimmende Zeugniß zweier Ge-währsmänner, wie Ulrich Zcll, wahrscheinlichfrüher Gehülfe in Guteubcrg's und Fust's Werk-statt, der Erste, welcher die neu erfundene Kuustvon Mainz nach Cöln verpflanzte, dessen Zeugnißin der 1499 daselbst in Folio gedruckten Cronieader hissiger stat Cölle" auf Blatt 311". nieder-gelegt ist, und Abt Tritheim , Freund Peter Schöf-fcr's, dessen Erzählung:daß man im Jahre 1450,welches ein Jubeljahr gewesen, angefangen habe zudrucken und das erste Buch, welches mau gedruckt,eine lateinische Bibel gewesen, die mit einer grobenSchrift nach Art der Meßbücher ausgeführt wordensei", in diesem Punkte mit der Kölner Chronikvollkommen übereinstimmt, setzt den Druck derBibel durch Gutenberg und Fust außer alleu Zwei-fel. Welches aber diese erste undatirte Ausgabeder heiligen Schrift gewesen, soll weiter unten beider Sckilderung derWiegendrucke" mit beweg-lichen Mctalltypcn näher erörtert werden. Ob die42zeilige oder die 36zeilige Bibel daS erste Er-zcngniß der Gutenbergpresse sei, darüber sind dieMeinungen der neuesten Bibliographen, selbst der-jenigen, welche die 36zcilige Bibel nicht AlbrechtPfister, sondern dem großen Mainzer Patrizierzuschreiben, ebenso verschieden als über die Epocheihrer beiderseitigen Erscheinung. Hier fassen wireinstweilen der Klarheit wegen nur die Erstere ins

Schriftgießerei.

Auge. Die Meisten setzen, nach dem Zeugnisseder Cölncr Chronik, den Anfang ihreS Druckes indas Jahr 1450, die Beendigung derselben aber erstin den Monat November 1455. Einige nehmenals Anfangsepoche das Jahr 1452 an, weil JohannSchöffer in der Schlusischrist von ?ritl>emü Com-I>en<z. leanc. vom Jahre 1515 sagt: Im Jahre 1452brachte er die Buchdruckerei zur Vollkommenheitund zur Vervielfältigung der Bücher geeignet."Andere setzen diesen Druck zwischen 1449 und 1455.Noch Andere nehmen mir den zweijährigen Zeit-raum von 1450 bis 1452 an. Etliche verwechselnsie sogar mit der sogenannten Mainzer Bibel von1462, die sie schon von Gntcuberg und Fust imJahre 1450 augesangen wähnen. Daß der Druckder ersten Bibel nicht spater als gegen das Endedes Jahres 1455 vollendet worden sei, erhellet ausden Aufschriften des in der königlichen Bibliothekzu Paris befindlichen Eremplars der 42zeiligenBibel, wo die Schlußschrift deS ersten Bandeslautet:Dies ist das Ende des ersten Theiles derBibel, nämlich des Alten Testaments illuminirtoder rubricirt und gebunden durch Heinrich Albcch,genannt Cremer, im Jahre des Herrn 1456 am Festedes h. BartholomäuS des Apostels (24. August)Gott sei Dank. Alleluja." Am Schlüsse deszweiten Theiles schrieb derselbe Heinrich Cremer,Vicarius an der Collegiatkirche zu St. Stephanzu Mainz , am Feste der Himmelfahrt Mariä 1456,daß er dies Bnch illuminirt, gebunden uud voll-endet habe:Iste liber iUuminatus, ligatus Keompletus cst z> Hcnricum <5remer etc."

Erwägt man, wie lange das Ausmalen derverzierten Anfangsbuchstaben, das Einschreiben derRubriken, Summarien und Blattzahlen bei einemso umfangreichen Werke dauern mußte, so ist dieAnnahme einer Frist von acht bis neun Monatennicht unwahrscheinlich. Der Druck dieser Bibelwurde daher gegeu das Ende des Jahres 1455 voll-endet, nachdem er wol drei bis vier Jahre früherbegonnen hatte, und kam somit erst nach Verlaufvon nahe nn fünf Jahren, nach unzahligen Ver-suchen und großen Bemühungen, in zwei Folio-bänden von beinahe 650 Blättern zu Stande. Indiesem zwar nicht genug zu bewundernden, aber im