Print 
Geschichte der Buchdruckerkunst in ihrer Entstehung und Ausbildung : Ein Denkmal zur vierten Säcular-Feier der Erfindung der Typographie ; Mit einer reichen Sammlung in Holz und Metall geschnittener Facsimiles der seltensten Holztafeldrucke, Nachbildungen von Typen alter berühmter Officinen und Proben von Kunstdrucken nach den neuesten Erfindungen unserer Zeit / von Dr. Karl Falkenstein, Königl. Sächs. Hofrathe und Oberbibliothekar, ...
Place and Date of Creation
Page
115
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image
 
  

Druckwerke Gutenberg's

in Verbindung mit Fust.

115

und erhielt hierüber die verlangte Abschrift seinesRechtshandels.

Da mm, wie wir bereits wissen, Gntcnbergaußer Stand war, die seinem Gegner gerichtlichzugesprochene Summe zu bezahlen, so säumte Letzte-rer nicht, aus die Auslieferung des ihm verschrie-benen Unterpfandes anzutragen, welches ihm auchüberantwortet wurde und zwar nicht nur die Pressesammt allen Druckwerkzeugen, sondern auch dieschon gedruckten Bogen der lateinischen Bibel undalles vorräthige Pergament und Papier, welchesgemeinschaftlich war und worauf Fust kein Pfand-recht gehabt. Gutenberg scheint die Gültigkeit die-ser Forderung bestritten und dem AuSspruche desGerichtes keiue Folge geleistet zu haben, wcShalbsogar noch die Nachkommen Fust's den Proceß mitden Verwandten des kinderlos verstorbenen Guteu-berg fortgesetzt haben. Das Urtheil des Gerichts,welches wahrscheinlich auf die einflußreiche FamiliederFuste" Rücksicht nahm, entsprach keincswegesden Begriffen von Recht und Billigkeit und mußteseiner Natur nach die Fortsetzung dcS ProeesseSveranlassen; denn daS damals landesübliche Gesetzverbot bei Darlehen sechs vom Hundert und Wucher-zinsen oder Zinsen von Zinsen zn nehmen. Guten-berg hatte hauptsachlich darin gefehlt, daß er denVertrag nicht auf einen bestimmten Zeitraum ab-geschlossen, wodurch er dem Fust Gelegenheit gab,ihn nach Belieben zn brechen und sein Geld jedenAugenblick zurückzufordern.

Durch das schandliche Benehmen seines Mit-gescllschafters und das parteiische Urtheil des welt-lichen Gerichts zu Mainz sah sich nun der argloseGutenberg um alle Früchte seiner großen Erfindungund aller seiner Anstrengungen betrogen. Fust undSchöffer aber hatten ihren Zweck erreicht. DieGesellschaft war aufgelöst und die Druckerei inihren Händen. Die Trennung fand zu Ende desJahres 1455 statt und Fust sah sich nicht nur imBesitze des ihm von Gutenberg auvertrautcn Ge-heimnisses, sondern hatte auch eine mit den nöthi-gen Werkzeugen versehene Werkstatt, die er balddurch den Fleiß und die Geschicklichkeit seinesSchwiegersohnes zu einem sehr einträglichen Ge-schäfte zu benutzen hoffen durfte.

Gutenberg hatte zwar sein Vermögen, abernicht seinen Mnth verloren. Dies geht ans seinerspäteren bis an seinen Tod unanSgesetzten Thätig-keit hervor. Wir verlassen ihn jetzt, um einenBlick auf diejenigen Werke zu thun, welche auöseiner Presse während der Verbindung mit Fusthervorgegangen sind.

Druckwerke Gutenberg's

in

Verbindung mit Fust.

In chronologischer Beziehung nehmen die ver-schiedenen Ausgaben des Donat's die erste Stelleein. Von diesen bibliographischen Kleinodien besitztdie königliche Bibliothek zu Paris den reichsten Vor-rath, obgleich mit Ausnahme eines einzigen voll-ständigen Ercmplarcs, wie allerwärts nnr in Bruch-stücken. Sie verwahret seit 1784:

zwei Holztafeln in Quart, die zu ciucrund derselben, wahrscheinlich Gutenberg'sersten Ausgabe gehören. Die eine der-selben, Blatt 24'. ist wohlerhalten, hat20 Zeilen auf der vollen Seite und dieSignatur C; die zweite ist unten abge-sägt und enthält nur noch 16 Zeilen. DieBuchstaben haben Achnlichkeit mit der klei-neren Missaltype des Psalters von 1457.Sie wurden vom StaatSrath Foncanlt un-ter Ludwig XIV. in Deutschland gekauft,kamen alsdann in die Bibliothek des Her-zogs von La Balliere und nach dem Ver-kaufe von dessen Büchersammlung in dieLibllotlii-rnis <lu Koi. Die Ähnlichkeit derBuchstaben unter sich läßt vermuthen, daßdiese mittelst einer Patrone von Blech ansdie Holztafel aufgemalt und sodann erstgeschnitten worden. Abdrücke davon fin-den sich im zweiten Bande des La Val-liere'schen Katalogs, Facsimiles bei Wetterauf der ersten Tafel.