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^X^-l-rst in der neuern Zeit, um das Jahr(AVl«20, ist die Buchdruckerkunst in Iran oder Persien unter den Aufpicicn des letztenKronprinzen AbbaS Mirza , und zwar bis jetzt nurerst in der Haupt- und Residenzstadt Teheran und iuTabris, nicht aber in Jsfahan, Schiras oder einer andern Stadt des Reiches eingeführtworden. Es kostete viel Mühe, das Vorurtheildieser Orientalen gegen die Typographie zu besiegen;denn in keinem Lande der Welt steht die Kalligraphiein so hohem Ansehen, als in Persien , wo Feder-kundige und selbst bloße Abschreiber besser honorirtwerden, als bei uns die Schriftsteller. Man rühmtund bewundert ihre Werke, wie bei uns schöneGemälvc. Je heiliger der Inhalt eines Buches,desto weniger darf es nach der Ansicht der Streng-gläubigen anders als durch Schrift vervielfältigtwerden.
Das erste größere zu Teheran gedruckte Buch„Aynul Heywet" oder „die Quelle des Lebens",im Jahre 1240^1824, ist bewunderungswürdigschön und corrcct mit Typen vom Ncskhi-Charaktergedruckt, welche den in der Türkei üblichen Letternsehr ahnlich sind. Wahrscheinlich stammen sie ausConstantinopcl her. Auf die Quelle des Lebensfolgten „Hakk-ul-Jakin", d. i. die gewisse Wahr-heit; „ Heywet-ul-Kulub " oder das Leben derHerzen und „Dschitla-ul-Ojnn", d. i. der Klar-machcr der Augen oder anch die Reinigung derQuellen; „ Sad-ul-Miaad", d. i. der Mundvor-rath zur Rückkehr und „Halliget-ul-Mullakin"d. i. der Schmuck der Frommen. Diese sechs Bücher,welche sieben starke Folianten bilden, indem das„Heywet-ul-Kulub" zwei dickleibige Bande aus-macht, sind sämmtlich Werke Muhammed Bakir's ,des Sohnes Muhammed Takki's, eines der größten
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persischen Gesetzgelehrten, welcher zu Ende des siebcu-zehnten Jahrhunderts lebte und schrieb, (weshalbHadschi-Chalfa noch nichts von ihm hat) undmachen die Halste der bis setzt in Teheran gedrucktenBücher aus. Sie bilden die Blüthe der Dogmatikund Ethik der Schiiten, über welche bisher ausihren eigenen Werken so wenig bekannt war. DiesenBüchern ist nach dem Muster der zu Constantinopclherausgekommenen das Druckpnvilegium vorgesetzt,welches ein pomphaftes Lob des Schah's, dann desNeichsintendantcn und des obersten Nichters ent-halt. In Teheran erscheint gegenwartig eine gutund correct gedruckte Zeitung.
Von den zn Tabris (dem alten Tauris),einer an der Stelle des alten Ekbatana erbauten,ehedem sehr blühenden, jetzt durch häufige Erdbebenverödeten Stadt, gedruckten Werken zeichnet sichSaadi's „Gulistan" nebst der Geschichte der Ket-schcren und der Regierung Feth-Ali-Schah's , ohneAngabe dcs Druckortes und des Jahres (der Druckerist Mirza Dschiasar), besonders aus. Da Letzterebis aus das Jahr d. H. 1241 -1825 herunter geht,so kann der Druck frühestens erst ein Paar Jahrespäter erfolgt sein.
In Persien wird in neuerer Zeit viel lithogra-phirt, wie die zwei in Teheran erschienenen Koraneund mehrere andere religiöse Werke, die zu Jsfahanund Schiras herausgekommen, beweisen. Es mußdaher beider Angabe persischer Litcratnrerscheinungcnauf diese zwei verschiedene Druckarten genau geachtetwerden.
In die Länder von Kabul, Kandahar, Herat oderirgend einen Theil von Afghanistan ist die Buch-druckerkunst nach europäischer Weise noch nicht vorge-drungen, doch sollen auch hier, wie in Tübet, Nepal,China und in der Mongolei Tafeldrucke vorkommen.