seines feierlichen Einzugs in Berlin war Herr von Bismarck einerder Männer nach dem Herzen des Volkes, noch ist er es seitdem ge-worden. Ganz abgesehen von der höheren Temperatur, welche dieSonne und das Geblüt der Heimath dem Italiener auf den Wegdes Lebens mitgaben, ist dieser große Herr, auf dessen Lippen ein-schneidende Schärfe und Menschenverachtung zu Hause sind, nichtdazu gemacht, jemals der Liebling einer Nation zu werden. DieQuintessenz seiner Persönlichkeit und seine ganze Vergangenheit span-nen eine tiefe Kluft zwischeu ihn und den Genius der Volksgunst.Ueberdies war es Cavour vergönnt, dem unvergleichlichen Ruhme,sein Land aus dem Nichts gezogen, das noch größere Verdienst hin-zuzufügen, auch den Tempel der Freiheit ausgerichtet zu haben, einRuhm, in dem er den Neubegründer des deutschen Staates weithinter sich zurückläßt.
Jener Tag des Triumphs wurde, wie sehr auch neuer Schmerzund altes Mißtrauen ihre Stimme mit dem Jubel des Einzugsvermischten, nichtsdestoweniger für Herrn von Bismarck der Ausgangs-punkt eines denkwürdigen Umschwungs in der öffentlichen Meinung.Von der Stunde an war in den Augen Deutschlands und Europa's die Lebensfähigkeit seiner Schöpfung und die Kraft seines Geistes instetem Wachsen begriffen, und Tausende von Menschen, die ihn vor-dem mit Verwünschungen bedacht, haben sich darein gefunden, inihm, — lassen wir vorerst noch unerörtert, ob mit oder ohne Grund— den Schöpfer einer neuen Ordnung der Dinge zu sehen, dessenWillenskraft und Ausdauer dazu befähigt erscheint, die deutsche Na-tion, vielleicht noch durch viele Prüfungen hindurch, einer glücklicherenZukunft entgegen zu führen. Die Stimme des öffentlichen Gewissenskonnte jedoch dieser veränderten Anschauung nicht beipflichten, ohne daß 'dieses sich tief betroffen fühlte von dem Umschwung, welchen es gleich-sam wider seinen Willen an sich selbst erlebt hatte.