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Herr von Bismarck : Aus dem Französischen übertragen von K. A. Von dem Verfasser durchgesehen und bis auf die neueste Zeit fortgesetzt / von Ludwig Bamberger, Mitglied des Zollparlaments
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dem geheimen Gefühl, daß sie hier eine außerordentliche, vielleichtdoch weniger schädliche Kraft vor Augen hätten, als sich bis dahinhatte ahnen lassen. Sollte Herr von Bismarck dennoch Recht ge-habt haben, als er, vier Jahre früher, in der Stunde, da er Frank-reich verließ, um die Führung des preußischen Staates zu übernehmen,zu einer hohen russischen Dame sagte, daß er in kurzer Zeit der po-pulärste Mann, der Cavour Deutschlands sein würde?

Die Analogien zwischen beiden Ländern sind so zahlreich undschlagend, daß jeder Abschnitt ihrer Geschichte auf ganz natürlicheWeise zu der Versuchung einlädt, Vergleichungen anzustellen. Die-jenige, welche man zwischen dem Gründer des italienischen Statutound dem Verderber der preußischen Verfassung durchzuführen versuchtsein könnte, würde gewiß der Mühe lohnen. Aber ehe man zu Ver-gleichungen schreitet, muß man das nöthige Verständniß des Mate-rials besitzen, und grade aus dem Grunde, weil diese erste der Be-dingungen zur Fällung eines ernsthaften Urtheils so unzureichend erfülltist, erscheint es unentbehrlich, zunächst einmal alle Aktenstücke zusam-menzustellen, welche in möglichst erschöpfender Weise die maßgebendenVorgänge vor den Augen der öffentlichen Meinung an einander reihen.Wir wollen also die sehr oberflächlichen Angaben, mit welchen sichdie große Masse bisher bei ihrer Würdigung eines der interessantestenMänner der Gegenwart genügen ließ, zu vervollständigen suchen.

Wie indessen immer bei näherer Betrachtung das Urtheil aus-fallen möge, so ist schon an dieser Stelle jedenfalls die Bemerkungstatthaft, daß der Minister König Wilhelms sich zu viel vermaß,wenn er behauptete, mit einem Sprunge die Popularität des Mini-sters Victor Emanuels erreichen zu können. Auch war er sich ohneZweifel des Unterschieds zu deutlich bewußt, um nicht nach seinerGewohnheit dem Ausdruck seines im Grunde ganz ernsthaft gemeintenGedankens etwas Ironie beigemischt zu haben. Weder am Tage