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seines Familiennamens herleitet, geboren. Schönhausen ist eine inder Provinz Sachsen belegene Besitzung. Die Familie stammt ausder Mark Brandenburg, dem Herzen des preußischen Staates, undgilt für sehr alt; seit mehreren Jahrhunderten kommt ihr Name inden Ranglisten der Armee vor. Um den Typus dessen zu bezeichnen,was die deutschen „Junker" nennen, bedienen sich die Franzosen desWortes „üodoroau". Doch deckt sich die Bedeutung beider Ausdrückenicht ganz: Für den Begriff lwberoau haben die Deutschen das ganzpassende Wort „Krautjunker", während der echte Junker, vor Allemder Sprößling einer adlichen Soldatenfamilie, wie aus einer Mischungvon stuartischem Cavalier, von preußischem Leutenant, von deutschemFeudal-Herrn und von spanischem Don Quixote zusammengesetzt er-scheint. Diese Aristokratie hatte bis zum Ende des 18ten Jahrhun-derts das Vorrecht die Offiziersstellen zu bekleiden. Man weiß, daßsie thatsächlich noch heute die Mehrzahl derselben ausfüllt. Selbstder Vater Friedrich des Großen, der nüchternste Realist, der je aufeinem Throne gesessen, jener spießbürgerliche Korporal, der, wenn eram Tage irgend einem Emporkömmling den Adelstitel verkauft,Abends in sein Wirthschaftsbuch schrieb: „Wieder einen Hasen gefan-gen: macht 600 Thlr.", konnte den Gedanken nicht ertragen, daß einMann aus dem Volke in sein Offiziercorps zugelassen würde. SeinSohn, in jeder Beziehung der vollkommene Gegensatz zum Va-ter, ein ebenso loser Freidenker als jener ein orthodoxer Christwar, dieser philosophische Humanist, war vollgepfropft von aristokra-tischen und militärischen Vorurtheilen. Wir besitzen einen Brief vonihm, in dem er das Vorhaben eines Leutenants, sich mit einer Bür-gerlichen zu verheirathen, wie einen unerhörten Scandal behandelt.Er decretirte, daß ein einfacher Leutenant, der einen Feldzug mitge-macht, den Vortritt vor einem königl. Rathe haben sollte und nur ausganz besonderer Gunst ernannte er den Geheimerath Mayer, den bür-