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datirt, wenn auch schon zu Zeiten des Großen Kurfürsten Spurenwahrnehmbar sind, doch bewußter Weise von der RegierungFriedrichs des Großen, aber es tritt weder ganz gleichbedeutend, nochgleichzeitig mit der Nebenbuhlerschaft um die Leitung Deutschlands auf. Von den vier Kriegen, welche Friedrich gegen Oesterreich führteund aus denen sein Königreich vergrößert, befestigt und mit demfruchtbaren Keim zu seiner ganzen außerordentlichen Entwicklung her-vorgegangen ist, hatten der erste und der dritte nur die territorialeAusdehnung zuni Zweck, die schlechterdings erforderlich war, um dasneue Königreich auf dauerhafte Grundlagen zu setzen.
Bei dem Jntriguenspiel, das sich um die Theilung Polens drehteund besonders während des zweiten Aktes dieses trübseligen Schau-spiels, war der Widerstreit zwischen den beiden Mächten zu einemGrad von Heftigkeit gestiegen, der nur in den gewaltsamen Erschei-nungen des letzten Jahres seines Gleichen findet, ohne daß es sichdabei im mindesten um die Frage des Vorrangs im deutschen Reich,um die nationale Suprematie gehandelt hätte. Es war einfach undallein der Zusammenstoß zweier raubsüchtigen Gewalten, die ohneirgendwelchen verschämten Vorwand um die Beute rangen. Abwech-selnd jedoch mit diesen aus nachbarlicher Händelsucht entsponnenenStreitigkeiten, tauchten Feindseligkeiten von höherer Tragweite undtieferem Sinne auf. In dem sogenannten österreichischen Erbfolge-kriege spielte in Wahrheit die Anerkennung der pragmatischen Sanc-tion nur eine ganz untergeordnete Rolle neben der ErwerbungSchlesiens; in dem darauf folgenden zweiten schlesischen Kriege tratdie Absicht zur Erreichung eines Uebergewichts in deutschen Angele-genheiten schon sichtbar hervor. Nach der Wiederaufnahme einesKrieges von rein dynastischer und europäischer Bedeutung, dem sieben-jährigen, pflanzte Friedrich in dem letzten seiner Feldzüge wiederum,und zwar schon sehr offen, die Fahne des innern und nationalen