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Anspielungen ließen ihn nicht allein als den Urheber eines finstern,gegen alle Fortschrittsideen geschmiedeten Complotts erscheinen, sondernauch als einen gelehrigen Schüler der Kunst, das demokratische Prin-cip in der Anwendung zu fälschen. Selbst aus dem allgemeinenWahlrecht sollte er sich, vermuthete man, eine Waffe gegen die Frei-heit machen wollen. Anstatt das Berechtigte dieses Argwohns zu be-greifen, verlor Herr von Bismarck gleich bei dem ersten Wider-stände die Geduld. Er hatte die richtige Empfindung, wie viel Scho-nung und Behutsamkeit er dem Königthum gegenüber bedurfte, aberer bequemte sich zu keinerlei Vorsichtsmaßregeln, um die öffentlicheMeinung zu gewinnen. Von diesem Zeitpunkt an warf er sich kopf-über in die Arme der Junker-Partei, deren Nichtigkeit er in lichtenAugenblicken doch vollständig durchschaut hatte. Dieser Partei konntenatürlich nichts willkommener sein, als ihres alten Lieblings wiederhabhaft zu werden.
Fast immer war es das Militärgesetz, um welches der parla-mentarische Conflikt sich drehte. Zweimal wurde die Kammer aufge-löst, ein drittes Mal wurde sie einfach mit der Erklärung nach Hausegeschickt, daß man zur Feststellung des Budgets ihrer entrathen könne.Herausforderungen und Beschimpfungen aller Art wurden dem Landein's Angesicht geschleudert. Herr von Bismarck und sein angese-henster College, Herr von Roon, der Kriegsminister, hatten Momentevon dreistem Cynismus. Eines Tages, als ein Redner schwere An-klagen gegen die Minister erhob und Herr Virchow begehrte, daßdiese behufs ihrer Verantwortung den Verhandlungen beiwohnten,trat Herr von Bismarck vornehm nachlässiger Weise aus einem an-stoßenden Kabinet und warf der Versammlung einige geringschätzigeWorte hin, betonend, daß es überflüssig sei, wieder von vorn anzu-fangen, da man in dem Zimmer, wo er sich aufgehalten, genug vondem vernähme, was unter den Herren vorgehe. Ein anderes Mal