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Herr von Bismarck : Aus dem Französischen übertragen von K. A. Von dem Verfasser durchgesehen und bis auf die neueste Zeit fortgesetzt / von Ludwig Bamberger, Mitglied des Zollparlaments
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schließlich auf die Beobachtung der auswärtigen Verwickelungen ge-richtet; er suchte den längst ersehnten Vorwand, um eine Verletzungdes Bundesrechts zu constatiren und daraus den Ausgangspunkt zueinem Bruche mit Oesterreich zu machen. Um dahin zu gelangen,nahm er für's erste seine Zuflucht zu jener ihm eigenen Methode, die aufAnwendung einer bis zum Extrem gehenden Freimüthigkeit begründet ist.

Im Dezember 1862, zwei Monate nach seinem Eintritt ins Mi-nisterium, führte er eine Auseinandersetzung mit dem österreichischenGesandten in Berlin , Grafen Karolyi, herbei, über welche wirdie Berichte seitens eines jeden der beiden Diplomaten besitzen. DieseBerichte sind übrigens ziemlich übereinstimmend und in hohen: Gradebelehrend.

In einem an die deutschen Höfe gerichteten Rundschreiben oom24. Januar 1863 sagt Herr von Bismarck, daß er Herrn vonKarolyi erklärt habe, daß seiner Ueberzeugung nach, die Beziehun-gen zwischen den beiden Mächten nicht auf dem Status guo bleibenkönnten; sie müßten sich entweder zum Besseren oder zum Schlimme-ren kehren. Es sei der aufrichtige Wunsch der Königlichen Regierung,daß die erstere Alternative eintrete; wenn sie aber das hierzu nöthigeEntgegenkommen des kaiserlichen Kabinets nachhaltig vermisse, so seies für Preußen nothwendig, die andere in's Auge zu fassen und sichauf dieselbe vorzubereiten. Er habe den Grafen Karolyi daranerinnert, daß in der Zeit vor 1848 ein stillschweigendes Abkommenzwischen beiden Mächten vorwaltete, kraft dessen Oesterreich an deneuropäischen Fragen der Unterstützung Preußens sicher war, diesemdagegen in Deutschland einen durch Oesterreichs Opposition unver-kümmerten Einfluß überließ, wie er sich in der Bildung des Zoll-vereins manifestirte.

Ich habe unerörtert gelassen", so fährt er fort,durch wessenSchuld analoge Beziehungen nach der Neuconstituirung des Bundes-