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marck, vor Allem von dem Werth der vollendeten Thatsache durch-drungen, besann sich keinen Augenblick und schickte seine Preußen un-ter einem beliebigen Vorrvand nach Schleswig um neben Jenen Postozu fassen. Oesterreich seinerseits, als es Preußen marschiren sah,sagte sich, daß es nicht unthätiger Zuschauer einer solchen Occupationbleiben dürfe und beschloß gleichfalls in Schleswig einzurücken. Indieser Sachlage bot ihm Herr von Bismarck an, des Haders zu ver-gessen und sich über gemeinsames Vorgehen zu verständigen. Er warfdamit eine Lockspeise aus, welcher der Wiener Hof nicht zu widerste-hen vermochte. Unter dem Vorwande,^daß die Bundesfürsten, indem siegemeinsame Sache machten mit den ungestümen Forderungen der lau-ten Menge, den Bundestag aus den abschüssigen Weg der Revolutionund der nationalen Ansprüche fortrissen, wies er Herrn v. Rechbergdarauf hin, welchen verderblichen Folgen sich die Monarchie durchdie Anerkennung dieses auf den Umsturz hinauslaufenden Prinzipsaussetze. Er gab ihm zu bedenken, um wie viel weiser und würdigeres wäre, auf dem Boden der höheren Diplomatie zu bleiben, dieturbulente Dazwischenkunft des Bundestages, welcher dem Drucke deröffentlichen Meinung gehorche, zurückzuweisen, demzufolge sich mit deneuropäischen Großmächten in Verbindung zu setzen, nicht in der Eigen-schaft von Mandataren des deutschen Bundes, sondern auf Grundihrer Stellung als selbstständige deutsche Großmächte. Eine Aussöh-nung mit Preußen auf dieser reaktionären Grundlage schien Herrnvon Rechberg einen doppelten Vortheil zn bieten, und flugs ginger in die Falle. Indem er mit Lust die Rolle, welche ihm Herrvon Bismarck zugewiesen hatte, übernahm, beauftragte er seinenVertreter beim Bundestag, diesem eine Proposition zu unterbreiten,nach welcher dem Prinz-Prätendenten der Befehl zum Verlassen derHerzogthümer gegeben und gleichzeitig alle öffentlichen Demonstrationenzu dessen Gunsten in den Bundesstaaten untersagt werden sollten.